Aliens: Staub zu Staub (Cross Cult)

Oktober 5, 2020
Aliens: Staub zu Staub (Cross Cult)

Ferien auf dem Bauernhof sind es nicht gerade, was der zwölfjährige Maxon erlebt. Seine Mutter hat sich bei der Weyland Yutani Corporation zum Terraforming auf einem entlegenen Planeten verdungen. Das geht allerdings gehörig schief, und zu allem Überfluss bricht eines Nachts ganz gepflegt die Hölle über die neue Welt herein. Maxon sieht entsetzt, wie ein ekelhaftes Monstrum auf dem Gesicht seiner Mutter sitzt, dann aber abfällt und die Dame wieder freigibt. Das scheint kein Einzelfall zu sein, in der ganzen Kolonie gilt Alarmstufe gelb, und die Notfallshuttles starten zur allgemeinen Flucht. Da will Maxons Mutter natürlich dabei sein, schnappt sich den Sohnemann und macht sich auf den Weg zum Raumhafen. Draußen scheint schon fast alles von Xenomorphen überrannt, die sich gnadenlos ihren Weg bahnen – aber man trifft auf den stellvertretenden Administrator Waugh, der die beiden zum Raumhafen mitnimmt und die Sache als „ernstzunehmenden Zwischenfall“ bezeichnet.

Tatsächlich schaffen es die Flüchtigen mit Ach und Krach in ein startendes Shuttle, nicht allerdings ohne durch die angreifenden Viecher mit ihrem Säureblut massive Beschädigungen an der Außenhaut mitzunehmen, die eine Flucht ins Weltall unmöglich machen. Auch anderweitig hat man ganz andere Sorgen: Maxons Mutter kann gerade noch mitteilen, dass es ihr nicht gut gehe, als plötzlich ein Monstrum aus ihrer Brust platzt und sich im Stauraum des Shuttles davonmacht. Im folgenden Chaos gelingt der Pilotin gerade noch eine Bruchlandung mit dem Evac-Shuttle, die Überlebenden sprengen das Schiff in die Luft und hoffen, dem Viech damit den Garaus gemacht zu haben. Was sich als fatale Fehleinschätzung herausstellt: im aufziehenden Sandsturm macht sich der Tross auf in Richtung einer nahegelegenen Terraforming-Station, das mittlerweile ausgewachsene Alien immer dicht auf den Fersen – wobei das Häuflein Aufrechter noch gar nicht weiß, welches Grauen in der Station wartet…

Außerhalb der Filmchronologie und auch unabhängig von anderen Alien-Storylines breitet der selbsterklärte Fanboy Gabriel Hardman, den im zarten Alter von zwölf James Camerons „Aliens“ im Kino ordentlich das Fürchten lehrte, eine Pastiche verschiedener ikonischer Momente aus dem reichhaltigen Fundus der klassischen Alien-Tetralogie aus: Facehugger, Chestburster und das ausgewachsene Alien sind ebenso am Start wie der unvermeidliche Android, den es im Verlauf des Geschehens immer übler zurichtet und der am Ende nur noch als sprechender Kopf endet. Die gewissenlosen Machenschaften des weltumspannenden Industriekonglomerats Weyland Yutani, das ohne Rücksicht auf Verluste versucht, die Xenomorphen als biologische Waffen in die Finger zu bekommen, bilden ein ebenso zentrales Handlungselement wie in Camerons Fortsetzung – ebenso wie auch die klaustrophobischen Horror-Elemente des ersten Streifens mit der eher Action-lastigen Ausrichtung von Part Deux beiderseits aufgerufen werden.

Neu und originell ist die Idee, das Geschehen aus Sicht eines entsetzten Kindes zu erzählen, was ein durchgängiges Gefühl der Hilflosigkeit erzeugt, wobei Hardman nach eigenem Bekunden auch weitere Coming of Age-Stories wie „Empire Of The Sun“, „Wizard Of Oz“ oder „Treasure Island“ im Hinterkopf hatte (wo allerdings zugegebenermaßen weniger Xenomorphe vorkommen). Auch zeichnerisch überzeugt die wilde Jagd durch düstere, leicht stilisierte Inszenierungen, die den Horror der Situation durchaus greifbar machen. Bei Cross Cult ergänzt dieser Sammelband mit der Dark Horse-Miniserie „Aliens: Dust to Dust“ den mittlerweile umfangreichen Reigen an Alien-Material, zu dem sich im Dezember eine Fassung von Dan O’Bannons ursprünglichem Drehbuch sowie die Reihe „Aliens: Defiance“ und „Aliens: Dead Orbit“ gesellen wird. Und da haben wir noch gar nicht über Predatoren und andere Widersacher gesprochen. (hb)

Aliens: Staub zu Staub
Text: Gabriel Hardman
Bilder: Gabriel Hardman, Rain Beredo
96 Seiten in Farbe, Softcover
Cross Cult
15 Euro


ISBN: 978-3-966581-23-3

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