Our Bones Dust (Cross Cult) | Comicleser

Our Bones Dust (Cross Cult)

März 13, 2025
Our Bones Dust (Cross Cult)

Einmal mehr ist alles hinüber, hier bei uns auf der Erde. Irgendwann in hoffentlich ferner Zukunft. Und zwar so richtig. Das was noch lebt und sich als Mensch bezeichnen möchte, ist degeneriert und verroht. Die Sprache hat massiv gelitten, von den Sitten ganz zu schweigen – man betreibt Kannibalismus. Die Welt ist verödet, man muss eben essen, was da ist, um zu überleben. Was alles andere als einfach ist, stellen doch zusätzlich alte, inzwischen fehlprogrammierte Maschinen eine weitere Bedrohung dar. Auch Wasser ist natürlich rar und kostbar. So lebt man vor sich hin, auf und mit den Trümmern und den kümmerlichen Resten der einstigen Zivilisation.

So weit, so zumindest in ähnlicher Form bekannt. Bis gleich zum Einstieg unsere beiden höchst unterschiedlichen und originell angelegten Protagonisten auftauchen. Zum einen Attis, eine Art Archäologie-KI aus fernen Welten, die in einer Mischung aus Roboter und Alien wie ein Fremdkörper engelsgleich durch die Lüfte schwebt. Attis‘ Aufgabe ist es, diese unsere Welt, bzw. was davon übrig ist, zu untersuchen und zu erforschen. Sich in die Belange der Menschen einzumischen ist dabei strengstens verboten – eine Regel, die Attis geflissentlich umgeht, wie wir bald erfahren. Zum anderen treffen wir auf ein namenloses Kind, das wie aus dem Nichts auftaucht, das kein Wort spricht. Das Kind, das Wasser gestohlen hat, wird deshalb unerbittlich verfolgt, bis Attis versucht, sich seiner anzunehmen…

US-Variant von Mike Mignola

Den Neuseeländer Ben Stenbeck kennen wir in erster Linie als langjährigen Zeichner von Serien und Titeln aus Mike Mignolas Comic-Universum, von „Hellboy“, über „Frankenstein Underground“ bis zu „Baltimore“. „Our Bones Dust“, im Original bei Image Comics in vier Heften erschienen, ist nun sein erstes Projekt, das er komplett in Eigenregie verantwortet. Dabei scheut er nicht, das raue Dasein in dieser Welt, mit der Leserinnen und Leser ohne Vorwarnung konfrontiert werden, drastisch darzustellen. Es gilt das Recht des Stärkeren bzw. Brutaleren. Gefangene werden gemacht, um sie zu essen oder einzutauschen. Dazu kommt die rohe, rudimentäre Sprache, mit der man sich verständigt. Auch das Kind weiß sich übrigens vehement zu wehren.

Demgegenüber steht Attis, ein wissenschaftlicher Alleskönner in schlanker, weiß-leuchtender Gestalt, wie ein Fremdkörper in dieser tristen Ödnis. Attis ist so eloquent wie gesittet. Er sieht mehr in der verwüsteten Erde als sein Kollege Poena, der in der Erdumlaufbahn ungeduldig auf ihn wartet. Attis greift wider besseres Wissen massiv und natürlich heimlich in die Geschicke der Menschen ein, indem er das Kind retten und unter seine Fittiche nehmen will – später wird in dieser Hinsicht noch mehr enthüllt, als eine weitere Figur in die Geschichte eingeführt wird und die Handlung dadurch in die Breite geht.

Ben Stenbeck schafft hier eine trostlose Welt, ohne Grün und voller Ruinen, die der Sand und die Zeit langsam verschlucken. Dabei erweist er sich nicht nur als sorgfältiger Erzähler mit originellen Einfällen, er präsentiert auch regelmäßig massive Action Sequenzen rund um seine Hauptfiguren, die sich in verschiedenster Form durch den Band ziehen, und weiß dabei auch handlungstechnisch zu überraschen. Am Ende werden längst nicht alle Fragen beantwortet, womit sich Stenbeck eventuell ein Hintertürchen offen lässt, noch einmal diese öde Welt und seine Protagonisten zu besuchen. Wir hätten nichts dagegen. (bw)

Our Bones Dust
Text & Story: Ben Stenbeck
Bilder: Ben Stenbeck, Dave Stewart (Farben)
144 Seiten in Farbe, Softcover
Cross Cult
22 Euro

ISBN: 978-3-98666-590-6

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