Nach der letzten Ausgabe, die vor inzwischen über zwei Jahren erschien und deren vier Episoden zu verschiedenen Zeiten spielten, veröffentlicht der Cross Cult Verlag innerhalb seines Serien-Dauerbrenners nun wieder einen „Jahrgangsband“. Der beinhaltet sechs Geschichten, geschrieben von Mr. Hellboy Mike Mignola und Chris Roberson (u.a. iZombie, God of War) und gestaltet von verschiedenen Zeichnerinnen und Zeichnern. Die Storys spielen alle im Jahr 1957 und werden von Hellboy alleine oder mit diversen Kollegen und Kolleginnen der B.U.A.P. bestritten (wer es noch nicht weiß: B.U.A.P. ist die „Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen“), für die „Red“ damals noch tätig war und die von Professor Bruttenholm geleitet wurde.
In „Familienbande“ fahnden Hellboy und Agentin Susan Xiang in Dayton, Ohio, nach einer Ausgabe von „Hexerei & Dämonologie“, jenem brisanten wie gefährlichen Buch, das von Gustav Strobl aus Augsburg verfasst wurde und finden stattdessen etwas, das sich in einem Haus eingenistet hat – Horror im bürgerlichen Milieu mit schöner, auch optisch gestalteter Spannungskurve. „Vergessene Leben“ erzählt von einem Geist, der immer wieder nachts auf einem Armen-Friedhof auftaucht. Hellboy und Professor Bruttenholm stoßen bei ihren Recherchen auf einen verstorbenen, fast vergessenen Pulp-Autoren. Angenehm unspektakulär und warmherzig erzählt – nicht jede Geister-Story muss eben in Horror und Grusel münden.
„Der Himmel stürzt ein“: Dr „Woody“ Farrier ist Kryptozoologe, seit 1953 im B.U.A.P.-Team, und unzufrieden mit seinem Job. Nun untersucht er mit Hellboy einen neuen Fall: In West Virginia soll ein Ufo niedergegangen sein. Streift nun ein Alien durch die Wälder? Area 51 und der (angebliche) Wetterballon lassen grüßen. Die kantigen, dichten Zeichnungen passen bestens zum nächtlichen Geschehen. Weiter geht’s mit „Angstvolle Symmetrie“: Gemeinsam mit der Anthropologin Virginia „Ginny“ Payne, einer alten Freundin, untersucht Hellboy eine nächtliche Mordserie in Indien. Geht tatsächlich ein „Wer-Tiger“ um und falls ja – von wem wird er gesteuert? Feine Zeichnungen, die etwas steif wirken. Der gerne genommene Titel (siehe u.a. Watchmen, Kravens letzte Jagd) samt Tier-Inhalt bezieht sich natürlich auf William Blakes „The Tyger“.
Ein seit Jahrzehnten stillgelegtes und verlassenes Sägewerk in Cods Bay, Oregon, steht im Mittelpunkt in „Von unten“. Hierher wurde die B.U.A.P. nicht zum ersten Mal gerufen. Bereits Jahre zuvor hörte man dort seltsame Laute. Spukt es hier etwa oder ist man wie so oft wieder einem Fehlalarm aufgesessen? Die Entdeckung eines unterirdischen Labors bringt skurril monströse Klarheit. Schließlich kommen wir zum Ende des Jahres 1957. In der Silvesternacht wohnt Hellboy im englischen Wakefield Manor einer seltsamen Beschwörung bei, die nicht gut ausgehen kann („Frohes neues Jahr, Ava Galluci“). Fazit: Knackige Kurzgeschichten, die gradlinig zum Punkt kommen und thematisch schön breit gefächert sind. Und die damit Laune machen. Darunter befindet sich kein Ausfall, sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch nicht. Einige Skizzenseiten mit Entwürfen runden den Band ab. (bw)
Hellboy, Band 21: Hellboy und die B.U.A.P. – 1957
Text: Mike Mignola, Chris Roberson
Bilder: Laurence Campbell, Steven Green, Shawn Martinbrough,
Alison Sampson, Mike Norton, Ben Stenbeck, Dave Stewart (Farben)
160 Seiten in Farbe, Hardcover, Kleinformat
Cross Cult
22 Euro
ISBN: 978-3-96658-919-2