Bram Stoker’s Dracula (Panini)

November 19, 2019
Bram Stoker's Dracula (Panini)

Mythos Vampir, Mythos Dracula. Basierend auf dem Adeligen Vlad III. Drăculea, der im 15. Jahrhundert über das Fürstentum Walachai herrschte und der, bzw. die Legende, die sich um ihn rankte, wiederum Bram Stoker 1897 zu dessen weltberühmten Vampirroman inspirierte. Die erste ernstzunehmende Verfilmung war gleich umstritten. Denn F.W. Murnaus „Nosferatu“ von 1922 war, wenn auch u.a. die Namen der Personen geändert wurden, zwar unverhohlen werktreu, aber eben nicht autorisiert und folglich versuchte Stokers Witwe auch, gegen den Film rechtlich vorzugehen, mit dem Ziel, alle Kopien vernichten zu lassen. Was bekanntlich und glücklicherweise nicht gelang. Der berühmteste aller Film-Vampire hatte dann im frühen Tonfilm seinen ersten Auftritt: Bela Lugosi in Tod Brownings „Dracula“ (1931) gilt bis heute als Verkörperung des Blutsaugers, wobei die Story des Films nicht auf dem Roman, sondern auf einem Bühnenstück basierte, in dem eben jener Lugosi bereits zuvor Erfolge feierte.

Nach der Hammer Ära mit Christopher Lee in zahllosen, später auch obskuren Dracula-Filmen, sollte es bis 1992 dauern, ehe Regie-Meister Francis Ford Coppola (u.a. „Der Pate“, „Apocalypse Now“) mit „Bram Stoker’s Dracula“ die nächste werktreue Adaption vorlegte, die bis heute gültig ist. Mit Schauspielern, wie Gary Oldman (schon damals grandios), einem jungen Keanu Reeves, Winona Ryder und Anthony Hopkins (auch bis in die Nebenrollen treffend besetzt – so spielt Monica Bellucci eine von Draculas Bräuten), wurde der Streifen zum Erfolg, sowohl an der Kinokasse als auch bei den Kritikern. Auch die damals entstandene Comic-Fassung des Films und damit die des Romans stammt von Hochkarätern: Marvel Urgestein Roy Thomas adaptierte und Zeichner Mike Mignola setzte dessen Skript nur ein Jahr, bevor sein Hellboy erstmals die Seiten eines Comics zierte, in seinem ureigenen, sofort wiedererkennbaren finsteren Zeichenstil um, der für Horror- und Gruselcomics prädestiniert zu sein scheint.

Die Story ist bekannt: Jonathan Harker, zukünftiger Teilhaber einer Anwaltskanzlei, der bald seine Mina heiraten wird, muss nach Osteuropa in die Karpaten reisen, um mit einem Graf Dracula eine Transaktion abzuschließen. Denn der Graf möchte in London Grundbesitz erwerben. In einer unheimlichen, düsteren Gegend residiert Dracula in einem nicht minder düsteren Schloss, das, obwohl offenbar teils verfallen, immer noch majestätisch in den Nachthimmel ragt. Der Graf entpuppt sich als nachtaktive, skurrile, bestenfalls exzentrische Gestalt. Bald wird die Situation Harkers auf dem Schloss immer unbehaglicher und bedrohlicher. Er fühlt sich wie ein Gefangener, darf Teile des Gebäudes nicht betreten, bis ihm schließlich die Flucht gelingt. Währenddessen taucht der Graf in London auf, wo er Harkers Verlobte Mina trifft. In ihr glaubt er, seine geliebte Elisabeta wieder zu erkennen, die einst vor Jahrhunderten einen tragischen Tod starb. So scheint das Unheil in der Person Draculas seinen Lauf zu nehmen…

Thomas und Mignola setzen den Film natürlich nicht Bild für Bild um, sondern konzentrieren sich konsequent auf die wichtigsten Szenen und Darstellungen, wobei Mignola immer wieder seine Stärke einsetzt: seine eigene, auch vereinfachte Bildsprache. Die deckt sich zum Teil mit der Vorlage (was Düsternis und Einsatz von Schatten betrifft; auch die Gesichtszüge der Schauspieler sind erkennbar), kann aber naturgemäß weder die gleitenden Bewegungen Draculas, noch den knorken Akzent, den Gary Oldman im Original zum Besten gibt, wiedergeben. Das macht gar nichts, drückt Mignola dem Geschehen doch konsequent seinen optischen Stempel auf. In minimalistischen, zackigen Bildern, die oft nur andeuten, die gerne in Schatten und Schwärze übergehen und die damit trotz der relativ bunten und plakativen Farbgebung ihre Wirkung nicht verfehlen. Als der Film bei uns anlief, veröffentlichte der Feest Verlag (damals schon bei Ehapa) die Comic-Adaption erstmals. 25 Jahre später folgte nun die Neuauflage, im Original in den USA bei IDW Publishing. Eine der wenigen Film-Comic-Adaptionen, die auch ohne die (filmische) Vorlage Bestand haben, was in erster Linie dem kompromisslosen Zeichenstil Mignolas zu verdanken ist, der dem Band einen eigenständigen Flair verleiht. Was somit auch Leser, bzw. Mignola-Fans anspricht, die den Film ggfs. gar nicht kennen. (bw)

Bram Stoker’s Dracula
Text: Roy Thomas, nach dem Film von Francis
Ford Coppola und dem Roman von Bram Stoker
Bilder: Mike Mignola
140 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
29 Euro

ISBN: 978-3-7416-1434-7

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