Liberty Bessie, Band 3 (Splitter)

Oktober 17, 2024
Liberty Bessie, Band 3: Kalter Krieg in Äthiopien (Splitter Verlag)

Äthiopien im Jahr 1953. Inzwischen ist Bessies Vater, schwer gezeichnet, aber am Leben, in die USA zurückgekehrt. Bessie selbst bleibt noch in Afrika. Wir treffen sie einige Zeit später hier in Äthiopien wieder, wo sie gemeinsam mit dem treuen wie fähigen Mechaniker Max Devercors und ihrer betagten Maschine vom Typ Sikorsky S-38 eine kleine Fluggesellschaft gegründet hat. So halten sich beide mit nicht selten heiklen Aufträgen über Wasser, während Bessie dazwischen versucht, mehr über ihre hiesigen Vorfahren und Verwandten zu erfahren. Scheinbar zufällig begegnet sie der Russin Natalia Bortsova, die im Krieg als Jagdfliegerin gekämpft hat. Natalia soll eine hiesige Luftwaffe aufbauen und dazu potentielle Kampfpiloten ausbilden. Die beiden Frauen freunden sich an und Bessie übernimmt sogar einen Auftrag für Natalia, nicht ahnend dass die Russin direkt auf Geheiß des Kremls handelt und dass ihre Begegnung mitnichten zufällig geschah…

Vorhang auf für den zweiten Zyklus um die begeisterte Pilotin Bessie Bates, der wieder zwei Bände umfassen wird. Inzwischen haben sie und Max in Äthiopien Fuss gefasst, auch wenn die politische Lage in dem Land bedingt durch den Mau-Mau Aufstand im benachbarten Kenia alles andere als stabil gilt (was bekanntlich bis heute der Fall ist). Aber auch der Kalte Krieg findet hier statt, will doch Russland nach dem plötzlichen Tode Stalins 1953 seinen Einflussbereich in Afrika ausdehnen und so die kommunistische Ideologie verbreiten. Für dieses Ziel will man ausgerechnet Bessie gewinnen – eine Afro-Amerikanerin, die die Sowjetunion unterstützt, wäre immerhin ein gelungener Propagandacoup. Tatsächlich schlägt Bessie Warnungen und Bedenken vom sichtlich eifersüchtigen Max aus dem Weg. Fliegen ist ihr eben wichtiger als politische Weltanschauungen.

Diese Naivität Bessies macht sich Natalia zu nutze. Dass man im fernen Moskau von dem kleinen Flugunternehmen und seiner Pilotin gehört hat und dann Bessie instrumentalisieren will, um Einfluss im Land zu bekommen, ist vielleicht Story technisch von Autor Jean-Blaise Djian (u.a. „Der große Tote“) etwas weit hergeholt, spielt aber im Folgenden kaum noch eine Rolle. Denn so oder so wird auch das ferne Afrika zum Nebenschauplatz des rasch aufkommenden Kalten Krieges (tatsächlich wurde Äthiopien zum Verbündeten des Warschauer Pakts). Und ehe sie es sich versieht, ist Bessie mittendrin, denn auch die Amerikaner bekommen Wind von den russischen Aktivitäten… Ein interessanter Auftakt des neuen Zyklus‘ mit einem wieder ungewöhnlichen und damit originellen historischen und geographischen Setting.

Mit Patrice Buendia holt Djian hier einen neuen Co-Autor an Bord, der mit dem Genre der Fliegercomics bereits vertraut ist und auch schon an dem Klassiker „Buck Danny“ mitgearbeitet hat. Das interessante „Making Of“ am Schluss gibt einen Einblick in die aufwändige Arbeitsweise von Zeichner Vincent (u.a. „Albatros“, „Chimaira 1887“), die aus einer Mischung aus traditioneller Zeichentechnik und anschließender (Farb-) Bearbeitung per Computer besteht. Auch aus diesem Grund lässt der zweite Band auch in Frankreich bei Glénat noch auf sich warten. Bis dahin müssen wir uns mit dem gelungenen Cliffhanger begnügen. (bw)

Liberty Bessie, Band 3: Kalter Krieg in Äthiopien
Text: Jean-Blaise Djian, Patrice Buendia
Bilder: Vincent
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
17 Euro

ISBN: 978-3-98721-349-6

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