Big Guy and Rusty the Boy Robot (Cross Cult)

Februar 8, 2024
Big Guy and Rusty the Boy Robot (Cross Cult)

Nach einem wagemutigen Genexperiment, bei dem man die Ursuppe vor vier Milliarden Jahren nachbilden wollte, bricht in Tokio die Hölle los. Denn das Experiment gerät außer Kontrolle und aus der vermeintlichen Ursuppe entsteigt ein gigantisches Monster, das sofort mit einer wahren Zerstörungsorgie beginnt. Sein Ziel ist nichts Geringeres als die Vernichtung der Menschheit. Und das scheint es mit aller Gewalt und unaufhaltsam voranzutreiben. Alle Waffen der Armee erweisen sich als unwirksam, die Stadt versinkt in Schutt und Asche. Als letzte Hoffnung schickt man einen neuartigen Roboter gegen das Monster und wendet sich schließlich verzweifelt an die Amerikaner. Denn auch die haben einen Super-Roboter in petto…

Mit „Big Guy and Rusty the Boy Robot“ veröffentlicht Cross Cult nun erstmals die nach „Hardboiled“ zweite Zusammenarbeit zwischen Frank Miller und Geof Darrow. Dabei bedienen sich die beiden ganz ungeniert und voller Absicht der japanischen Popkultur und erweisen zwei Ikonen ihre Referenz – als Hommage, Reminiszenz und auch ein wenig als Parodie. Denn das namenlose Ur-Monster ist nicht nur ein Godzilla Klon, es kann auch sprechen – gerne in witzigen Alliterationen – und bietet neben seinem Atom-Atem auch wortgewaltige Drohungen auf, die einem Galactus, ebenfalls Weltenzerstörer vom Dienst, alle Ehre machen würden.

Und Rusty, der erste Roboter, dem wir begegnen und der eigentlich (und leider) nur eine größere Gastrolle spielt, erinnert natürlich an Osamu Tezukas „Astro Boy“, den der berühmte Mangaka 1952 erdachte. Dann ziehen die Amis ihr letztes As aus dem Ärmel: Auftritt Big Boy, ein großer und äußerlich unförmiger, aber äußerst mächtiger Roboter, der ganz im Superhelden-Duktus wieder für Ruhe sorgen soll, dabei aber eigentlich gegen das Monster keine Chance hat. Und genau die muss er eben nutzen.

Es entbrennt ein epischer, wortreicher Kampf voller bedeutungsschwangerer Dialoge, der sich über den Großteil der Rest-Story zieht. Und der für Zeichner Geof Darrow zum willkommenen Tummelplatz wird. Denn Darrow tobt sich einmal mehr aus und beeindruckt mit seinen nicht minder epischen Wimmelbildzeichnungen, die sich gerne über eine Doppelseite hinziehen und die Panel für Panel und Bild für Bild ein ausgiebiges Betrachten verlangen. Seine Zerstörungsorgien, die er zuvor bereits in „Hardboiled“ und danach in „Shaolin Cowboy“ zelebrierte, inszeniert Darrow als Filigran-Fanatiker in stylishen Gewalt Stillleben, im Gegensatz zu den beiden oben genannten Titeln („Hardboiled“ ist ebenfalls neu bei Cross Cult erschienen – dazu in Kürze mehr) aber ohne Blutbäder und zerfetzte Leiber.

Die Story, die bei Dark Horse 1995 in ursprünglich zwei Ausgaben erschien, bzw. deren Hauptakteure, wurden zwischen 1999 und 2001 auch als 26-teilige Zeichentrickserie adaptiert, natürlich Gewalt-technisch abgemildert und damit für ein jugendliches Publikum geeignet. Der Cross Cult Band bietet neben der Story noch diverse fiktive Cover-Illustrationen aus verschiedenen Dekaden mit skurrilen Monstern und Gegnern (Moon Pig, Dr. Spider-Head), gefolgt von einer witzigen wie kuriosen Bonus-Episode, die am Unabhängigkeitstag an einem verdreckten Strand spielt und schließt mit einigen Illustrationen ab – was insgesamt eine veritable, umfassende Gesamtausgabe der kleinen Reihe ergibt, in der die Zeichnungen der eigentliche Star sind. (bw)

Big Guy and Rusty the Boy Robot
Text & Story: Frank Miller
Bilder: Geof Darrow, Dave Stewart (Farben)
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Cross Cult
30 Euro

ISBN: 978-3-98666-180-9

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