SIX, Band 1 (Splitter)

Dezember 1, 2023
SIX, Band 1: Das Massaker von Tanque Verde (Splitter Verlag)

Tucson, Arizona. Nach einem Massaker an seiner Familie ist ein Junge, den man bald darauf wenig einfallsreich „Kid“ nennen wird, der einzige Überlebende. Die Saloon-Dame Elsie nimmt sich seiner an. Der Junge ist scheu, redet kaum, zeigt jedoch immer wieder impulsive Ausbrüche und fasst Vertrauen zu Elsie. Später wird Kid von dem vermögenden wie generösen Wesley Helleck adoptiert und scheint damit wieder ein Heim und eine Familie zu finden. Scheint. Szenenwechsel: Corporal Quintus Jones ist ein bisher erfolgloser Deserteur. Gerade wurde er wieder einmal geschnappt und diesmal von seinem verhassten Colonel hart bestraft und mit dem Chiricahua Tchitchi in eine Zelle gesperrt. Das ungleiche Duo paktiert anschließend gemeinsam und kann tatsächlich erneut entkommen. Vorerst.

Die Geschehnisse um den Jungen und den Deserteur bilden den Kern des Auftakts des neuen Western-Vierteilers bei Splitter. Die Geschichte wird rückblickend erzählt, von einem (noch) Unbekannten, der offenbar einem Zeitungsmensch berichtet. Bald werden sich die Wege von Kid und Quintus kreuzen, wobei neben Elsie und Tchitchi noch zwei weitere kommende Protagonisten in die Story eingeführt werden, die damit die Titel gebenden Six komplettieren. All das macht den Auftakt erfreulich vielschichtig und obwohl man bei der Lektüre noch weitgehend keine Ahnung hat, worauf die Story hinausläuft und was Ursachen und Auslöser der bisherigen Geschehnisse sind, haben Autor Philippe Pelaez (u.a. „Herbst an der Bucht der Somme“) und Zeichner Javier Sánchez Casado ihre Figuren, wie auch deren Verfolger und Häscher soweit in Stellung gebracht.

Der geheimnisvolle Erzähler rechnet in seinem Bericht auch mit den gängigen Genre-Mythen ab (siehe auch Pelaez‘ Essay am Ende des Bandes) und offenbart einen nüchternen, desillusionierten Blick auf den Westen und seine Klischees, die dann aber sowohl in den Bildern und diversen Motiven als auch in der Story gerne gepflegt werden. So erinnert Quintus‘ Martyrium unter seinem verhassten Vorgesetzten an Blueberrys Qualen in Francisville. Und auch ein vermeintlich gnadenloser Killer (wie gerade auch „drüben“ bei „Ladies with Guns“), angeheuert von einem habgierigen, nicht minder skrupellosen Geschäftsmann, ist mit von der Partie. Wie sich der bunt gemischte, ungleiche Trupp schlägt, in dem sich Außenseiter in der gemeinsamen Not zusammengefunden haben, werden dann die Folgebände zeigen. Und damit auch Licht ins Dunkel der Handlung bringen. Die Neugierde ist auf jeden Fall entfacht. (bw)

SIX, Band 1: Das Massaker von Tanque Verde
Text & Story: Philippe Pelaez
Bilder: Javier Sánchez Casado
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
18 Euro

ISBN: 978-3-98721-246-8

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