Zweiter Anlauf: Nachdem Chef-Verschwörer und Obervampir John Adams (und nebenbei noch Ex-Präsident – lang ist’s her) im letzten Band mit seiner geplanten neuen Weltordnung krachend gescheitert ist – freilich nicht ohne in Philadelphia ein massives Blutbad anzurichten –, tritt jetzt seine Frau Abigail in den Vordergrund und übernimmt das Kommando über die Vampire. Ihr Plan: Mit gezielten Anschlägen und Attentaten auf prominente und/oder wichtige Personen Angst und Schrecken säen. Ihre Geheimwaffe dabei ist Jupiter Evans, ehemaliger Haussklave der Familie von Thomas Jefferson (!), nun ein mächtiger Vampir und Abigail treu ergeben. Während die beiden ihre Mordserie starten, treffen wir auf Seiten des Gesetzes einen grübelnden Jimmy Sangster, der nun als Polizist in die Fußstapfen seines Vaters treten muss und der im Kampf gegen die Vampire eine folgenschwere Entscheidung trifft…
Kein Geheimnis: Tot ist eben nicht tot, weshalb auch im zweiten Sammelband der Reihe Vater Sangster wieder mitmischt (wir wissen: auch ein Vampir, aber auf der richtigen Seite). Der ist so eine Art heimlicher Star, sorgt er doch mit seiner sarkastisch-ironischen Art doch immer wieder für treffende Sprüche, auch noch in den brenzligsten Situationen. Ansonsten ist die Story keine Kopie des ersten Bandes. Zwar ist das Ziel, das Abigail verfolgt, weitestgehend identisch mit dem ihres verblichenen Gatten, doch sind die Methoden anders, wenngleich nicht weniger perfide: Mit medienwirksamen Guerilla-Aktionen werden Politiker und Rapper (das sogar vor Publikum und laufenden Kameras) grausam ermordet, was Bevölkerung wie auch Polizei maximal verunsichert.
Dabei stellt Autor Rodney Barnes einen neuen Schauplatz vor: immer wieder spielt ein Teil der Story im Totenreich, bzw. im Hades, wo wir auf Fährmann Charon treffen (den man bekanntlich nicht vorzeitig bezahlen soll), sowie auf diverse Figuren aus Band 1, die dort Dinge wieder gutmachen oder gerade rücken wollen. Zugegebenermaßen ein etwas kurioser Story-Ausflug, der aber konsequent verfolgt wird. Wie auch die hochinteressanten Blicke in die tragische Vergangenheit einzelner Figuren, wie beispielsweise Jupiter (die Jefferson-Episode) oder der ehemalige Totengräber und Zylinder-Träger Toppy (mit einem Western-Ausflug nach Deadwood). Dabei nimmt sich die Story Zeit und die Handlung verdichtet sich, abseits von dem Action-betonten Geschehen in der Gegenwart, bei dem die Sangsters lange im Dunkeln tappen. Und dort fühlen sich Vampire bekanntlich besonders wohl…
Anders als in Band 1 ist hier kein Zyklus beendet. Es geht wohl in der dritten Ausgabe der Reihe nahtlos weiter (in den USA sind inzwischen fünf Sammelbände erschienen), denn weder auf Seiten der Guten wie der Bösen ist die Arbeit beendet. Und der doppelte Cliffhanger am Schluss ist wahrlich gelungen. Ehe der Band mit einer Cover-Galerie schließt, bringt er noch eine abgeschlossene Schwarz-Weiß Story („Elysium Gardens“), in der wir erstmals einer anderen, wohlbekannten phantastischen Spezies begegnen, die wahrscheinlich noch eine Rolle spielen wird. Hatten wir in unserer Rezension von Band 1 noch die Nähe von Jason Shawn Alexanders Zeichnungen zum expressiven Stil von Bill Sienkiewicz erwähnt, legt der Meister hier tatsächlich selbst Hand an und steuert einen Teil der Tuschezeichnungen von „Elysium Gardens“ bei. Übrigens: der Band ist wieder auf 444 Exemplare limitiert und dabei mit größerem Umfang günstiger als der Erstling. (bw)
Killadelphia, Band 2: Burn Baby Burn
Text & Story: Rodney Barnes
Bilder: Jason Shawn Alexander, Bill Sienkiewicz, Luis NCT (Farben)
192 Seiten in Farbe, Hardcover
Skinless Crow
34,50 Euro
ISBN: 978-3-03963-010-3
