Tenebrae, Band 2 (Splitter)

Mai 24, 2023
Tenebrae, zweites Buch (Splitter Verlag)

Nach der Katastrophe, die den letzten Band beendete, sind Islen, die Prinzessin mit der Schmetterlingskrone und Ritter Arzhur auf der Flucht vor Islens Vater, der Rache an seiner Tochter und deren verheerende Tat nehmen will. Denn Islen ist anders. Nicht nur in ihrer Gestalt. Sie hat mysteriöse, zerstörerische Kräfte, die sie – einmal entfesselt – kaum kontrollieren kann. Dennoch ist Arzhur von ihr angetan und fest dabei, sich in sie zu verlieben. Was Islen jedoch auf keinen Fall will, auch als Selbstschutz. Ihre Flucht führt die beiden in Arzhurs Heimat und schließlich bis zum Hofe seiner Eltern. Die begegnen ihm unterkühlt – gelinde gesagt. Denn auch Arzhur hat eine Vergangenheit, wegen der er schließlich gesellschaftlich immer mehr abrutschte und sich gezwungen sah, seine Heimat zu verlassen. Und dann sind ja da noch die drei vermeintlichen alten Hexen, die nach wie vor ein perfides, intrigantes und damit ganz eigenes Süppchen kochen…

Der zweite und abschließende Band von „Tenebrae“ (Latein für Dunkelheit) konzentriert sich immer wieder auf die Vergangenheit und Herkunft der beiden Hauptfiguren. Bei Islen und ihren Kräften kommen dabei natürlich Fantasy-Elemente zum Tragen, vor allem ihre Mutter Meliren betreffend, die einst Islens Vater betörte und ihm zu seinem Königreich verhalf, bis es zur Katastrophe kam. Und genau die scheint sich nun zu wiederholen. Arzhur ist dagegen einfacher gestrickt. Wahrlich kein Kostverächter, ist und war er als Hallodri bekannt, beglückte er doch nicht nur die Mägde seiner Eltern – auch bei einer gewissen Dame des Hochadels schaltete er einst sein Hirn aus und ließ ein anderes Körperteil die Kontrolle übernehmen – mit letztendlich doch fatalen Folgen, die seinen tiefen Absturz bedeuteten. Ein Image und eine Vergangenheit, die ihm noch immer anheftet und die auch Islen bestürzt zur Kenntnis nimmt.

Mit den drei Hexen nimmt die Story dann eine Wendung, die schließlich zum Finale führen wird. Denn Mae, Nae und Tae, so die Namen der drei, verfolgen beharrlich einen Plan, in dem Islen der entscheidende Bestandteil ist. In einem letztmaligen Rückblick erfahren wir mehr über das Verhältnis der Hexen zur Prinzessin und das Schicksal ihrer Mutter Meliren. Schließlich treffen am mysteriösen Erdhügel Melirens alle Parteien aufeinander, von Arzhur, der wieder von seinem Knappen Youenn begleitet wird, bis zum König, der seine Rache zum Greifen nah sieht. Während Arzhur, ganz der tapfere Ritter, einfach nur seine Geliebte retten will, zeigt sich Islen innerlich zerrissen. Sie ist sich der Gefahr bewusst, die von ihr ausgeht, verweigert sich der Liebe zu Arzhur und sucht gewissermaßen einen Weg zur Erlösung, wird dabei aber immer mehr zum Spielball anderer Kräfte (wir wollen hier nicht zu viel preisgeben…). Und man fragt sich unweigerlich, ob am Ende die Liebe siegen kann.

„Tenebrae“ ist leider die letzte Arbeit von Kolorist und Autor Hubert (Boulard), der 2020 verstarb und dem dieser Band auch gewidmet ist. Weitere Titel von ihm erscheinen bei Reprodukt (u.a. „Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An“). Vincent Malliés Zeichnungen (u.a. „Der große Tote“ bei Egmont und „Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit“ bei Carlsen) sind hier oft düster angelegt, sei es in prachtvollen Kampf und Schlachtszenen gegen Fantasy-Gezücht oder in Rückblicken. So begleitet weite Teile der Story stets eine unheilvolle Stimmung voller Tragik und Unglück, eben wenn Islen ihre Kräfte freisetzt oder die Hexen ins Spiel kommen. Ob Prinzessin Islen Erlösung finden kann und sie mit Arzhur eine gemeinsame Zukunft hat? Lest selbst. Ein edler Zweiteiler, dankbarerweise außerhalb der Norm weil irgendwo zwischen Märchen und Dark Fantasy angesiedelt, den man nur wärmstens empfehlen kann. (bw)

Tenebrae, Zweites Buch
Text & Story: Hubert
Bilder: Vincent Mallié
80 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro

ISBN: 978-3-96792-365-0

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