Frohe Weihnachten mit dem Spirit!

Dezember 22, 2022
Der Weihnachts-Spirit (Feest Comics/Ehapa Verlag 1991)

Zwei Seelen wohnten, zum Glück! in seiner Brust: Will Eisner gilt als Vater des graphischen Romans – mit zahlreichen Werken wie „The Building“, „A Contract with God“ oder „Fagin the Jew“ (auf Deutsch zuletzt im Carlsen Verlag veröffentlicht) erfand und prägte er ab den Siebziger Jahren bis zu seinem Tod 2005 nachhaltig das bis heute nicht genau abgesteckte Segment der Graphic Novels. Aber Eisner war auch ein Comic Pionier, der sich schon in der Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts dem damals noch jungen Genre widmete. Und bereits 1940 gelang ihm mit dem Spirit der große Wurf. Der Spirit, das ist eigentlich Denny Colt, ein Polizist, der als tot gilt und der nun mit schwarzer Augenmaske als Verbrechensbekämpfer in Central City den Gaunern Mores lehrt.

Eisner schrieb und zeichnete die Reihe von 1940 bis 1952. Sie erschien ursprünglich als Teil der sonntäglichen Comic-Dreingabe in Zeitungen, wurde später aber in Sammelbänden nachgedruckt und erfuhr so eine nachhaltige Popularität, die auch Frank Miller mit seiner „unglücklichen“ Verfilmung nicht zunichte machen konnte. Auch auf Deutsch kann der Spirit auf eine wechselvolle Veröffentlichungshistorie zurückblicken. Verlage wie Carlsen, Nelson oder Feest brachten Spirit Bände heraus (auch Panini in einer ganz neuen dreibändigen Serie von Darwyn Cooke), bis Eckart Schott in seinen Salleck Publications mit „Die Spirit Archive“ eine gewaltige, mustergültige 24-bändige Gesamtausgabe auflegte (die ersten Bände erschienen noch zu Lebzeiten Eisners, der zu den Vorzugsausgaben auch die signierten Drucke beisteuerte).

Der Weihnachts-Spirit (Panel)

Unser Weihnachtsband hier erschien bereits 1991 und stammt aus dem Feest Verlag, als dieser bereits bei Ehapa eingegliedert war und langsam darnieder ging. Er beinhaltet die Spirit Weihnachts-Geschichten aus den Jahren 1945 bis 1950 und ist antiquarisch für 10-12 Euro recht problemlos erhältlich. Die Stories sind ganz Eisner typisch höchst unterschiedlich, auch in ihrer graphischen Präsentation, transportieren aber allesamt eine versöhnliche, warmherzige, märchenhafte, eben eine weihnachtliche Stimmung. Sie entstanden in den unmittelbaren Nachkriegs-Weihnachten und sind durchzogen von armen Schluckern und Unglücklichen, die auf die schiefe Bahn geraten sind und die sich nun mit Santas Hilfe nur allzu gerne läutern lassen.

Eine Ausnahme ist die Story um das reichste Mädchen der Welt, das von allen gefürchtet wird und das sich alles kaufen kann, nur eben keine Geschenke und keine Zuneigung. Und die in ganzseitigen Bildern erzählte Episode um den armen Jungen, der als Waise in einem klirrend kalten, vom Krieg zernarbten Land aufwächst und mit Santas Hilfe nach Amerika fliehen kann, hat leider schon wieder eine bedrückende Aktualität… Der Spirit und Kommissar Dolan spielen – wenn überhaupt – nur Statistenrollen in den Geschichten. Der Hauptpart gebührt Santa / Nikolaus / dem Weihnachtsmann und dem ewigen Traum von Eintracht, Frieden und Güte. In diesem Sinne wünscht auch das Team von comicleser.de allen Frohe Weihnachten! (bw/hb)

Der Weihnachts-Spirit
Text & Bilder: Will Eisner
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Feest Comics/Ehapa Verlag
19,80 DM

ISBN: 3-89343-404-6

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