Resilienz, Band 1 (Bunte Dimensionen)

Oktober 31, 2022
Resilienz, Band 1: Die toten Erden (Bunte Dimensionen)

Endlose Felder mit gentechnisch veränderten Pflanzen, gigantische Monokulturen. Was hier auf dem kargen, ausgelaugten Boden wächst, gedeiht nur noch mit der gnadenlosen Hilfe von Chemie: Dünger und Herbizide werden rücksichtslos aufgebracht. Was Diosynta egal ist. Das ist der multinationale Konzern, der im Jahr 2068 über Europa herrscht, mit eigener Armee, als eine lupenreine Agrar-Diktatur. Die im Elend lebende Bevölkerung ist von Diosynta abhängig, der sie ernährt und gleichzeitig krank macht. Für Diosynta eine wunderbare lukrative Win-Lose-Situation. Nur an abgelegenen Orten „lebt“ die Natur noch, dürfen Nutzpflanzen herkömmlich wachsen. Dort operiert die Resilienz, ein geheimes, gewaltfreies Netzwerk, dessen Ziel es ist, u.a. mit Saatgutschmuggel die sterbenden Böden wieder gesunden zu lassen. Und den Menschen die Kunst des traditionellen Anbaus wieder zu vermitteln.

In einem dieser natürlichen Refugien lebt Adam mit seiner Freundin Agnès und seinen Eltern. Als die bei einem Chemieunfall getötet werden, sieht sich Adam gezwungen, gemeinsam mit Agnès deren Resilienz-Job zu übernehmen. Auf dem Weg in ein geheimes Tal, das die Resilienz geschaffen hat, wird Adam von der F.S.I., der Sicherheitstruppe Diosyntas, geschnappt und anschließend gezwungen, als Bediener landwirtschaftlicher (Gift-) Sprühgeräte auf den weiten Feldern zu arbeiten. Dort erlebt er live einen Anschlag der Söhne Gaias, einer weiteren Untergrund-Organisation, für die Gewalt ein legitimes Mittel ist. Später trifft er auf die Amerikanerin Ellen, die wie er aus der Agrarstadt und damit den Fängen Diosyntas entkommen will. Doch das Vorhaben misslingt, Adam und Ellen fliegen auf. Dann greifen die Söhne Gaias die Agrarstadt an…

Ein interessantes Endzeit-Szenario bildet den Hintergrund der Geschichte. Ein monopolistischer Konzern, der sich gerne als Wohltäter feiern lässt, lenkt die Geschicke der Menschen. Die haben die Wahl, die eigentlich keine ist: Entweder für Diosynta arbeiten, um halbwegs in einer modernen Leibeigenschaft über die Runden zu kommen, oder in Dreck und Elend leben. Denn die Menschen können sich nicht mehr selbst ernähren, das Wissen um nachhaltigen Ackerbau und Anbau ging inzwischen verloren. Dagegen kämpft die Resilienz friedlich an, mit bescheidenen Erfolgen, die dennoch Diosynta ein Dorn im Auge sind. Ganz anders agieren die Söhne Gaias, die mit Guerilla-Taktik und Gewalt die industrielle Feldarbeit sabotieren – auch das immer weniger erfolgreich, mit immer höheren Verlusten. Wobei nicht nur die Uniformen der F.S.I.-Soldaten an Star Wars erinnern.

Adam und Agnès werden erst unfreiwillige Resilienten, dann, als Adam impulsiv aufbegehrt, verfolgen wir nur noch seinen „Werdegang“ in den Fängen Diosyntas. Hier bleibt die Story spannend, immer wieder mit Action-Sequenzen durchzogen, zum Schluss in Form einer ausführlichen Verfolgungsjagd, als sich ungewöhnliche Allianzen formen, angesichts eines gemeinsamen Gegners. Die Zeichnungen von Augustin Lebon („Der Reverend“, dt. bei Splitter), der auch gemeinsam mit Louise Joor das Szenario schrieb, kommen realistisch daher und illustrieren treffend die gesellschaftlichen und land(wirt)schaftlichen Gegensätze, deren Tristesse durch die passende Farbgebung von Hugo Poupelin atmosphärisch unterstützt wird. Ein gelungener Auftakt. Im Original bei Casterman ist die Reihe bereits in vier Bänden abgeschlossen. (bw)

Resilienz, Band 1: Die toten Erden
Text: Augustin Lebon, Louise Joor
Bilder: Augustin Lebon, Hugo Poupelin (Farben)
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Bunte Dimensionen
17 Euro

ISBN: 978-3-949144-15-8

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