Frühes 7. Jahrhundert in Zentralasien, westlich des Chinesischen Kaiserreiches. Endlose Wüstengebiete, die von rivalisierenden Familienklans beherrscht werden. Sozusagen der „Wilde Westen“ Chinas. Hier spitzt sich die Situation immer mehr zu. Mitten im Chaos, das durch den tobenden Sandsturm noch befeuert wird, brennen bei Ayuya die Sicherungen durch. Nach dem Tod ihres Vaters sinnt sie auf Rache und reitet alleine und todesmutig gegen die Oberhäupter der vier Familienklane. Erst als sie Heyi Xuan an den Kragen will, kann sie gestoppt werden. Von mehreren Pfeilen getroffen und schwer angeschlagen kommt sie mit Hilfe ihrer langjährigen Beschützerin Ani knapp davon, nur um kurz darauf von einem mysteriösen chinesischen Krieger aufgelesen zu werden. Derweil erfahren wir, dass der geheimnisvolle Zhishilang und Daoma, die von Ayuyas Schicksal nichts ahnen, sich schon einmal begegnet sind…
Daoma, Krieger, Kopfgeldjäger und Geleitschützer und der eigentliche Held der Reihe, spielt in den aktuellen Bänden 4 und 5, die den zweiten Akt beschließen, mitunter nur eine Nebenrolle. Zwar wirft die Story einen Blick in seine unrühmliche Vergangenheit als Soldat der berüchtigten kaiserlichen Elitekavallerie, aber der Fokus der Handlung liegt auf Ayuya, ihrem unbändigen Verlangen nach Rache und dem Konflikt, in den sie dadurch gerät. Der wird, wie sich nach und nach herausstellt, von höherer Seite initiiert und gelenkt, mit einem bestimmten Ziel. Gegenspieler und Bösewicht der beiden Bände ist der machthungrige wie skrupellose Xuan, Chef des Neyi Klans, der Ayuya trotz ihrer Rachegelüste ehelichen will, und der sich damit so gar nicht an die Vorgaben von oben halten will. Weite Teile der Story, v.a. in Band 5, bestehen aus ausschweifenden Kampf und (Ab)Schlachtszenen, die stets in brutale Metzeleien ausarten. Wie ein Berserker kämpfen erst Ayuya, später dann ihr neuer chinesischer Beschützer gegen eine vermeintliche Übermacht und richten dabei diverse Blutbäder an.
Seitenlang wird das Kampfgeschehen ausführlich geschildert. Zugegebenermaßen furios inszeniert, mögen die Brutalität und die drastische Gewaltdarstellungen – v.a. in dem Maße – nicht jedermanns Sache sein. Wie schon in den Vorbänden verzerrt und überhöht der 1984 geborene Autor und Zeichner Xu Xianzhe als optisches Stilmittel die Proportionen seiner Akteure, um die Wucht des Kampfgeschehens zu veranschaulichen und damit eine fließende Dynamik zu erzielen. Die skizzenartigen, teilweise grob erscheinenden Darstellungen kommen damit der schnellen Action zupass. Die Story (eigentlich ist Daoma als Beschützer des maskentragenden Revoluzzers Zhishilang nach Chang’an unterwegs) wartet immer wieder mit neuen Wendungen auf, ausgelöst durch diverse Enthüllungen wahrer Motive und Auftraggeber der Charaktere. Was dann wieder einen Ausblick auf die kommenden Bände gibt, die noch in diesem Jahr erscheinen sollen. Der lange zweite Akt ist mit Band 5 nun abgeschlossen. (bw)
Die Klingen der Wächter, Band 4+5
Text & Bilder: Xu Xianzhe
280/270 Seiten in Schwarz-Weiß, Softcover
Chinabooks
je 14,90 Euro
ISBN: 978-3-905816-97-6 (Band 4)
ISBN: 978-3-905816-98-3 (Band 5)
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