Damals, in den späten 80ern gab es mal ein feines Lied, wo ein dünnes Männlein darüber berichtete, es unterhalte eine gar grauslich befleckte (und im übrigen schnöde ignorierte) Liebe. Das war fescher Elektropop, dargeboten von einem gewissen Edmund. Aus der Rückschau wurde uns klar, der hieß eigentlich Marc Almond, und besungen wurde definitiv keine Holde, bestenfalls ein Holder. Aber eine verquere und dreckige Liebschaft, der Grundgedanke behält seine Faszination. So wohl auch für Joshua Hale Fialkov, der hier gemeinsam mit Andrea Sorrentino einen so betitelten fulminanten Beitrag zum Relaunch des gesamten DC-Universums im Rahmen der New 52 leistet.
Wie schon bei Animal Man, greifen die Herren auch hier eine Figur auf, die schon einige Historie mit sich herumträgt: der Untote Andrew Bennett, der selbst zwar Vampir ist, aber seinesgleichen dennoch meuchelt, wurde bereits Anfang der 80er von Jim de Matteis kreiert (womit der Titel somit auch epochenhaft passt, Respekt!). Und in einer Zeit, wo bleiche Milchbubis umherspringen und Teenies begeistern (nein, ich meine nicht Christian Grey, sondern die Freds aus Twilight), wird es durchaus Zeit, dass Vampire wieder einmal in dem Zwielicht erscheinen in das sie eigentlich gehören. Nämlich boshaft und verfressen. Das stellt auch Meister Bennett fest, als seine Ex-Geliebte sich zur Blutkönigin Mary ausruft und die Vampir-Rasse in einen, nun ja, blutigen Feldzug gegen die Menschheit führt (dass Ex-Freundinnen nicht die einfachsten Gesprächspartner sind ist ja bekannt, aber gleich Massenmorde?). Auf dem Weg nach Gotham City wird enthauptet und gepfählt dass es eine Art hat, und Bennett braucht nicht nur die Unterstützung von alten Weggefährten, sondern auch von „Hellblazer“ John Constantine, um sich einigermaßen erwehren zu können. Als dann auch noch ein allseits bekannter Fledermausmann nachsehen möchte, wer denn in seiner Stadt reihenweise Menschen verschwinden läßt, kommt es zum explosiven Showdown: Bennett fällt einer überenthusiastischen Vampirjägerin zum Opfer und erweckt so Cain, den Übervater, wieder zum Leben. Klappe, wir warten auf die Fortsetzung…
Fialkov versteckt in dieser Orgie durchaus kluge, hintersinnige Reflexionen über Tugend und Moral – so etwa legt die Blutkönigin durchaus überzeugend dar, dass Vampire wenigstens ums Überleben kämpfen und töten, Menschen dagegen für deutlich trivialere Gründe. Fundiert widersprechen vermag man da nicht. Batman erscheint als finsterer Streiter, der sich gar nicht lange wundert, dass Gotham von Vampiren überrannt wird, sondern beherzt aber erfolglos eingreift. Sorrentino inszeniert das Ganze stimmig in atmosphärischen Schattenspielen. Pastellfarben, Schwarz und Rot dominieren, großflächige Panels setzen markante Akzente. Ein mitreißender Auftakt, der in Band 2 dankenswerterweise weitergeführt wird. Band 1 enthält die US-Ausgaben I, Vampire 1-6 von November 2011 bis April 2012. (hb)
Ich, der Vampir, Band 1: Tainted Love (DC/Panini)
Text: Joshua Hale Fialkov
Bilder: Andrea Sorrentino
132 Seiten in Farbe,Softcover
Panini Comics
16,95 Euro