Rückblende: Professor Challenger findet verlässliche Hinweise auf die sensationelle Theorie, dass irgendwo im südamerikanischen Dschungel Urzeitwesen überlebt haben. Um das schnellstmöglich zu beweisen, zieht der alte Haudegen und Draufgänger mit einem bunt zusammengewürfelten Haufen, darunter der Journalist Malone, der Großwildjäger Roxton und der konkurrierende Wissenschaftler Summerlee, in Richtung Brasilien. Dort findet man in der Tat ein unzugängliches Hochplateau, auf dem sich zum Staunen der wagemutigen Forscher prähistorisches Leben in vielfältiger Form tummelt.
Hier schließt nun Band 2 nahtlos an: Challenger und seine Truppe beginnen, das lebende Museum begeistert zu studieren und machen dabei teilweise recht ruppige Bekanntschaft mit Riesenlibellen, Blutegeln und neben den friedlich äsenden Iguanodons auch mit fleischfressenden Vertretern, die zu Lande (Spinosaurus) und auch in der Luft attackieren. Als die Wasservorräte langsam aber sicher zu Ende gehen, macht man sich notgedrungen auf den Weg zu einem naheliegenden See, aber die Flugsaurier schlagen wieder zu und verletzen Summerlee dabei schwer. Bedroht von Riesenskorpionen und anderem Kroppzeug, teilt sich die Expedition schließlich auf: Challenger bleibt mit Summerlee und Pablo zurück, um möglichst viele Beweise für den Sensationsfund zu sammeln, während sich Roxton und Malone aufmachen, hinter einer Bergkette nach freundlicheren Gefilden und der stetig knapper werdenden Nahrung zu suchen. Dass man dabei allerdings nicht nur von Sauriern, sondern auch anderen Augen aufmerksam verfolgt wird, zeigt sich immer deutlicher…
Band 2 der freien Conan Doyle-Adaption führt den Spannungsbogen nahtlos fort und wirkt wie auch die erste Episode wohlig-traditionell wie eine Jules Verne-Verfilmung oder ein Monster-Heuler von Ray Harryhausen (oder beides gleichzeitig, siehe Die Geheimnisvolle Insel!) aus der Technicolor-Zeit, die man sich sonntags im Fernsehen ansieht. Gemächlicher Erzählduktus, Schreibmaschinen-Lettering für die Aufzeichnungen Malones und ein Zeichenstil, der auf jeden grellen Effekt verzichtet, fügen sich ebenso wunderbar zusammen wie die Technik, die neue Welt und ihre Schrecknisse Schritt für Schritt zu entdecken.
Dabei treten die zwischenmenschlichen Querelen, die in Band 1 noch breiten Raum einnahmen – etwa die Konkurrenz zwischen Challenger und Summerlee, oder auch Malones unsinniger Versuch, seiner anspruchsvollen Herzensdame zu beweisen, dass er ein echter Abenteurer ist – zurück hinter klassischen Abenteuer-Versatzstücken: man wird schön in Serie von unterschiedlichen Monstern angegriffen, ein Mitglied der Gruppe wird durch Verletzung zum Sorgenfall, und eingestreut häufen sich die Hinweise auf mysteriöse Vorgänge (Challenger glaubt am Horizont menschenähnliche Wesen zu sehen, Malone vermeint sogar ein Fluggerät gesichtet zu haben). Ein wunderbares, im besten Sinne traditionelles Lesevergnügen also für alle Freunde der klassischen Abenteuerliteratur – auch Teil 2 endet abrupt mit einem Cliffhanger, aber dem sehen wir beruhigt entgegen, da der abschließende Teil 3 bereits in Vorbereitung ist. (hb)
Vergessene Welt, Band 2
Text: Christophe Bec, nach Arthur Conan Doyle
Bilder: Fabrizio Faina, Mauro Salvatori
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro
ISBN: 978-3-95839-025-6