Weiter geht die Reise mit dem Bären Petzi und seinen Freunden Pelle, Pingo und Seebär. Der Band beginnt für Petzi & Co. mit einer Pause vom Schippern. Ihr Schiff, die Mary, legt an und sogleich hilft man Bauer Gerhard Geis auf eigenwillige wie originelle Weise bei der Aussaat, stockt nebenher dessen Haus auf und besorgt die Ernte. Wieder auf See treffen die Freunde später zufällig auf Pingos Artgenossen (Opa Oberhaupt – Tiere lieben Alliterationen – und zahlreiche Vettern), ehe Petzi nach der langen Reise endlich, aber freilich nur kurz, heimkehrt. Später wird Petzi sogar König und fährt im U-Boot, das natürlich von Seebär handgearbeitet wurde. Und zwischendurch und mittendrin werden immer wieder Pfannkuchen in unglaublichen Mengen verschlungen. Insgesamt beinhaltet der Band 18 Geschichten (zwei davon als Zweiteiler), die zwischen 1955 und 1959 als Zeitungsstrips erschienen.
Die für Petzi typischen Charakteristika sind natürlich wieder da: alle Tiere helfen sich gegenseitig, alle Tiere sind nett zueinander und irgendwie scheinen Petzi auch alle zu kennen, egal ob sie auf einer einsamen Insel leben oder an fernen Gestaden. Immer wieder werden Dinge gebaut (wie auch die Mary in ersten Band), repariert oder verbessert. Es wird ständig gewerkelt. Das geht dann immer sorglos und mit viel Gottvertrauen von statten – und funktioniert erstaunlicherweise immer. Petzi ist und vor allem war in den 50ern und 60ern die ideale Kinderserie. Lustige Abenteuer darunter auch in fernen Ländern, linear serviert und konsequent von einem Kindchenschema durchzogen. Und damit völlig gefahrlos zu lesen und irgendwie auch Elterngerecht.
Auf einleitende Texte wird in diesem zweiten und letzten Band der Gesamtausgabe verzichtet (die gab es ausführlichst in Band 1) und so dem Comic viel Platz eingeräumt (378 Seiten!). Eine Besonderheit bildet die letzte Geschichte, Petzi in China, aus dem Jahr 1956. Hierzu gibt es auch einen abschließenden erläuternden Artikel. Denn das China-Abenteuer erschien ursprünglich nach amerikanischem Vorbild in Form von Sonntagsseiten, in Farbe UND auch mit Sprechblasen. Erst später wurde das Abenteuer in die Form der Tagesstrips gebracht und so in den Petzi-Kanon eingebaut (in dieser Form erschien die Geschichte erstmals in der Wilhelmshavener Zeitung). Der einzige Wermutstropfen dieses Bandes: die farbige Urfassung mit Sprechblasen ist darin leider nicht enthalten.
Fazit: eine dicke, umfassende Gesamtausgabe in zwei Bänden, chronologisch, mit seltenen, ja unbekannten Episoden und neu übersetzt. Bibliophil und edel aufgemacht und damit ideal für ein anspruchsvolles Bücher-/Comic-Regal. Also für die großen Kinder unter uns. Die kleinen werden die Geschichten lieber in den altbekannten bunten Softcover-Bänden lesen. Was genauso in Ordnung ist. (bw)
Petzi – Die gesammelten Reiseabenteuer, Band 2: 1955-1959
Text: Carla Hansen
Bilder: Vilhelm Hansen
384 Seiten in schwarz-weiß, Hardcover
Carlsen Verlag
39,90 Euro
ISBN: 978-3-551-73544-7
