Zweiter Akt im Endzeit-Drama von Hajime Isayama: in einer nicht näher definierten, wohl postapokalyptischen Zukunft fristet die verbleibende Menschheit ihr Dasein hinter 50 Meter hohen Mauern. Denn draußen lauern die Titanen, übermenschliche Riesen, die vor allem eines sind: gierig auf Menschenfleisch. Dagegen hat das Fähnlein der versprengten menschlichen Rasse verständlicherweise etwas einzuwenden, und das klappt eigentlich recht gut, bis ein Titan bislang ungekannter Größe die äußerste Mauer überwindet. Beim Kampf gegen die Angreifer lässt der junge Erin, Teil der Abwehrsoldaten, sein Leben und landet schnurstraks im Rachen der Kreatur.
Hier geht die Story nun weiter – die Kämpferin Mikasa setzt seit Erens Tod, an dem sie sich teilweise die Schuld gibt, den Titanen noch waghalsiger zu als je zuvor. In einer Rückblende erfahren wir, dass sie als Kind schwer traumatisiert wurde, als ihre Eltern von einer Verbrecherbande gemeuchelt und sie als Sklavin verkauft werden sollte – wogegen sie sich mit Messerstichen zur Wehr setzte und seitdem weiß, dass die Welt ein grausamer Ort sein kann, an dem man nur durch Kampf und Härte überlebt. Indes wird der Konflikt mit den Titanen immer aussichtsloser, immer mehr Riesen dringen durch die Verteidigungswälle und dezimieren die Menschheit und ihre Vorräte. Bis plötzlich ein Exemplar auftaucht, das aus der Art geschlagen scheint: anstelle den Menschen an den Kragen zu gehen, attackiert dieser Titan seine Artgenossen und kennt vor allem ihre einzige Schwachstelle, den Nacken, wo man die Viecher tödlich treffen kann. Als der Hüne dann den Soldaten bei einer wagemutigen Offensive sogar zur Seite steht, wird Mikasa klar, dass etwas hier nicht stimmen kann. In einem furiosen Endkampf wird der Titan zwar schwer verletzt, rettet aber die kleine Gruppe Menschlein, bevor er sich schließlich in etwas gänzlich anderes zurückverwandelt – nämlich in niemand anderen als Eren, der wohl in keinster Weise so tot ist wie vermutet…
Auch in Teil 2 der Menschenfresser-Saga präsentiert Hajime Isayama wieder cartoonhafte schwarz-weiß-Manga-Action, die inhaltlich zunächst etwas eindimensional wirkt – Titanen greifen an, Menschen rennen weg -, aber schnell durch die Hintergrundgeschichte um Mikasa und vor allem den überraschenden Auftritt des Titanen an Komplexität gewinnt. Zwar dürfte auch dem oberflächlichsten Leser schnell klar sein, wer denn eigentlich hinter diesem unerwarteten Retter steckt, aber dennoch bereitet dieser Twist genügend Lesefreude, um auch Teil 2 zu einem flotten, krachigen Abenteuer werden zu lassen, das irgendwo zwischen Mad Max, Samurai-Epen und Teenager-Gang-Geschichten changiert und damit immer wieder beeindruckende Momente produziert. Carlsen veröffentlicht flott weiter, Teil 3 ist bereits erschienen. (hb)
Attack on Titan, Band 2
Text & Bilder: Hajime Isayama
192 Seiten in schwarz-weiß, Taschenbuch
Carlsen Verlag
6,95 Euro
ISBN: 978-3-551-74234-6