Emilio Tasso (Carlsen)

Juli 25, 2014

Emilio Tasso (Carlsen)

2008 im Osten des Kongo. Der Journalist Emilio Tasso sucht im vom Bürgerkrieg gezeichneten Kongo für verschiedene Zeitungen nach Stories. Im riesigen Flüchtlingslager Mugunga trifft er den alten George. Der erzählt ihm seine Lebensgeschichte und berichtet von einer geheimen Eisenbahnlinie, die exklusiv zu einem Palast des belgischen Königs führen soll. Der Kongo war bis 1960 belgische Kolonie und König Baudouin wollte aufgrund der unsicheren Weltlage – Stichwort Kalter Krieg – ein sicheres Refugium haben, weitab vom Schuß. Emilio wittert seine Story. Am nächsten Tag ist George verschwunden und Emilio beschließt, auf eigene Faust zu recherchieren. Nicht ungefährlich in einem Land, wo man Killer für 15 $ anheuern kann. Der Weg führt ihn zu einer alten Forschungsstation der Belgier. Dort hat er eine seltsame Begegnung mit Soldaten und macht Bekanntschaft mit den ansässigen Pygmäen. Und er findet eine erste Spur: eine mysteriöse Uran-Lieferung – ein Hinweis auf das Kraftwerk, das den Palast mit Energie versorgen sollte? Tiefer im Dschungel stoßt er dann tatsächlich auf Eisenbahnwaggons, es kommt zu einem unerwarteten Treffen und nach einem Storytwist (den man bereits erahnt), kommt es zum Finale, in dem neben Emilio ein korrupten Offizier und die Pygmäen mitmischen.

Eine fiktive Reportage mit dem einen oder anderen Körnchen Wahrheit. Einige Motive, das schreibt Alexander Bühler auch im Nachwort, erinnern an Conrads Herz der Finsternis (die Reise in den Dschungel, das überraschende Treffen). Der Band ist nicht im üblichen Comic-Stil gehalten (Panel folgt Panel). Vielmehr erinnern die Bilder an Collagen, elegant angeordnet. Dazu kommen ganzseitige Bilder, die viel Platz lassen. Viele, so scheint es, hatten Fotografien als Vorlage. Und der alte George ähnelt verblüffend einer Mischung aus dem Schauspieler Sidney Poitier und Nelson Mandela. So gehen Story und Zeichnungen nüchtern, beinahe steril voran – eben in einem Reportage-Stil, mit vielen Erläuterungen versehen. Es gibt – natürlich – Exkursionen in die (traurige und grausame) Kolonial-Geschichte des Landes (die Hergé in Tim im Kongo verharmlosend und Klischee beladen aussparte), aber auch die Historie und Lage der Pygmäen wird thematisiert, wie auch ein Exkurs in die dezimierte Tierwelt. Dieser nüchterne Stil wird beibehalten, auch am Ende, als der Pfad der Reportage zugunsten eines Action betonten Finales verlassen wird.

Autor Alexander Bühler ist Journalist und besuchte mehrmals den Kongo. Daher gibt die fiktive Reportage einige erlebte, reale Eindrücke aus erster Hand über das ferne Kongo, das seit vielen Jahrzehnten keine Ruhe findet. Dass man dabei eine spannende Recherche-Story bekommt, ist eine Dreingabe, wodurch sicher mehr Leser und Interessierte gewonnen werden als nur mit einem nüchternen Tatsachenbericht. (bw)

Emilio Tasso – Eine Abenteuerreportage
Text: Alexander Bühler
Bilder: ZAZA Uta Röttgers
160 Seiten in schwarz-weiß, Hardcover
Carlsen Verlag
17,90 Euro

ISBN: 978-3-551-78700-2

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