Grommets (Skinless Crow) | Comicleser

Grommets (Skinless Crow)

November 7, 2025
Grommets (Verlag Skinless Crow)

1984 ist nicht nur das Orwell Jahr, sondern auch das, in dem der Teenager Rick mit seinen Eltern wieder einmal umzieht. Diesmal nach Sacramento, Kalifornien. In der Schule findet der passionierte Skater als „Neuer“ anfangs keine Freunde, bis er auf Brian trifft, der sich als Gleichgesinnter erweist, mit einem ähnlichen deprimierenden familiären Hintergrund: Brian lebt bei seinem teil-senilen Opa, seine Mutter zeigt offenbar kaum Interesse an ihrem Sohn. Und auch der Vater von Rick ist als trockener Alkoholiker mehr mit sich selbst beschäftigt.

So frönen die beiden neuen Freunde nahezu ungestört ihrer Passion: Skaten, Musik (natürlich Metal und Punk – 1984 war ein hervorragender Metal-Jahrgang) und cool sein im Allgemeinen. Ein Eskapismus, der wichtiger ist als Probleme, Schule oder gar Arbeit. Die beiden lernen eine nicht minder coole Mädchen-Skater-Gang kennen. Außerdem hängen sie gerne mit dem Punk „Liberty Spike“ Mike herum, der die inzwischen unzertrennlichen Rick und Brian auch mal zu einer Gras-Session verleitet, high sein beim Pac-Man spielen inklusive. Alles steuert auf einen Saison-Höhepunkt zu: eine Party bei Brian, in der sturmfreien Bude des Opas. Doch die scheint fatal außer Kontrolle zu geraten…

Die Zielgruppe des Bandes ist klar: Alle, die die Achtziger Jahre halbwegs wach durch- und erlebt haben, die damals alt und flügge genug waren. Für die (dazu können wir uns gottlob zählen) ist dieser Comic ein Fest – Eighties Heaven. Auch wenn die Story zwischendurch mal kurzzeitig etwas schwächeln mag, fängt das allgegenwärtige Achtziger-Ambiente – inhaltlich wie auch optisch – diese Schwäche locker auf: Man trägt Band-Shirts von Dio, Iron Maiden (ja, auch damals schon) oder W.A.S.P. (wobei – kleiner Fehler – deren „Last Command“ 1985 entstand, die Story aber 1984 spielt), schaut -natürlich auf Videokassette – und redet über heutige Kultfilme wie „Re-Animator“ und den mit Snake Plissken.

Brian und Rick sind dabei Durchschnitts-Teenager, keine wahren Helden, eher kleine Außenseiter und auch mal Teilzeit-Loser. Man stürzt gerne beim Skaten, was auch peinlich werden kann, scheut sich, Mädchen anzusprechen, ärgert sich mit Eltern herum, kriegt auch mal was auf die Mütze, macht aber immer einen auf „Dicke Hose“. Gegen Ende schlägt diese locker coole wie unbeschwerte Stimmung um, als es tatsächlich für die Freunde gefährlich wird und die Situation zu eskalieren droht.

Die Autoren Rick Remender (u.a. „Black Science“, „Deadly Class“, „Low“, etliche Superhelden-Titel von Marvel) und Brian Posehn (diverse Deadpool Comics, außerdem gerne als Schauspieler unterwegs) tauchen hier tief in die Achtziger ein, treffen den Nerv der Zeit und finden mit Brett Parson (u.a. Tank Girl) einen Zeichner, der mit seinem fetzigen Zeichenstil mit einem Touch Semi-Funny in die gleiche Kerbe schlägt. Wobei auch die kräftigen Farben von Moreno Dinisio zum authentischen, bunten Achtziger-Feeling beitragen.

Die Story ist eigentlich abgeschlossen, dennoch trägt der Band die Nummer 1, auch im Original bei Image Comics. Vielleicht lassen sich Rick Remender und Brian Posehn so ein Hintertürchen für eine Fortsetzung offen. Der Band ist bei Skinless Crow als Softcover erhältlich, aber auch in gleich drei Hardcover-Varianten mit verschiedenen Titelbildern (siehe oben), jede davon auf nur 99 Exemplare limitiert und bereits größtenteils vergriffen. Ach ja: Grommets ist Skater-Slang und steht für junge, noch unerfahrene Skater. Auch das passt. (bw)

Grommets
Text & Story: Rick Remender, Brian Posehn
Bilder: Brett Parson, Moreno Dinisio (Farben),
216 Seiten in Farbe, Hardcover
Skinless Crow
29,50 Euro

ISBN: 978-3-03963-062-2

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