Ein Mord unter der toskanischen Sonne (MarGravio) | Comicleser

 Ein Mord unter der toskanischen Sonne (MarGravio)

Oktober 27, 2025
Ein Mord unter der toskanischen Sonne (MarGravio Verlag)

Porto Santo Stefano, ein aufstrebender italienischer Badeort am Tyrrhenischen Meer, Anfang des 20. Jahrhunderts. Azzaria Lattes, der jüdische Bürgermeister, wird an einem frühen Morgen vor seinem Haus erschossen aufgefunden. Seinem Neffen konnte der tödlich Getroffene noch einen Hinweis auf den Mörder zuflüstern. Mit der schnellen Aufklärung – schließlich ist die Badesaison in Gefahr, die vor der Tür steht – betraut man den erfahrenen Kommissar Alberto Ginanneschi, der bereits zahlreiche Mordfälle lösen konnte. Augenscheinlich hatte Lattes keine Feinde, war allseits beliebt. Wer könnte also ein Motiv haben? Dann erfährt Ginanneschi, dass Lattes mit einer neuen Sardinenfabrik ins Fischgeschäft einsteigen wollte. Und damit drohte, eine ersthafte Konkurrenz für die Platzhirsche zu werden. Ist der Mörder dort zu suchen?

Ähnlich wie bei Skinless Crows „Der goldene Rahmen“ haben wir hier wieder eine klassische Krimihandlung vor uns, die dennoch von ganz anderer Natur ist. Der Kommissar ermittelt meist alleine, hat aber als Backup seinen Duzfreund Doktor Arturo Cantieri, der hier lebt. Ginanneschi ermittelt geräuschlos, geht mit Bedacht, aber feinsinnig vor, wohl aber um den Druck wissend, dass er den Fall zügig lösen muss, um das Tourismusgeschäft nicht zu gefährden. Schließlich bringt ein unaufgeklärter Mord in einem Urlaubsort bringt keine gute Presse. Er befragt mittelbare Zeugen der Tat, durchforstet das private und geschäftliche Umfeld des Opfers und vertraut seinem Instinkt. Und  – das sollte kaum ein Geheimnis sein – am Ende löst er den Fall, der dann auch in einem ganz anderen Licht als vermutet erscheint.

Die Story mäandert in ruhigem Fahrwasser dahin, heischende Action-Szenen sind hier fehl am Platz. Ginanneschi ermittelt methodisch wie bestimmt, erkennt Sackgassen und kombiniert richtig. Dazu kommt die visuelle Gestaltung des Bandes: Immer wieder werden Details aus dem Alltag des Lebens in Porto Santo Stefano gezeigt, in originellen Bildeinstellungen und Perspektiven, während die Gespräch aus dem Off weitergehen. Ein gelungenes Stilmittel, das auch die Handlungsorte zur Geltung kommen lässt. Die Zeichnungen von Carlo Rispoli sind in Schwarz-Weiß gehalten – ohne Grautöne – und stehen in ihrem eleganten, bisweilen locker-skizzenhaften Stil in der Tradition italienische Comicgrößen wie Attilio Micheluzzi und Hugo Pratt. Leider sind Druck und Text bei genauem Hinsehen leicht schwammig und ungenau. Diverse Skizzen, diesmal auch mit Grautönen, beschließen den Band. (bw)

Ein Mord unter der toskanischen Sonne
Text & Story: Gualtiero della Monaca, Marco Consentino, Carlo Rispoli
Bilder: Carlo Rispoli
90 Seiten in Schwarz-Weiß, Hardcover
MarGravio Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-910932-22-7

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