Inzwischen fühlt sich Auftragskiller Lucien als Pater Philippe im kleinen Städtchen Saint-Claude im französischen Jura pudelwohl. Er erfüllt nicht nur seine Pflichten, wie Gottesdienste oder Taufen abhalten, gewissenhaft, routiniert, aber noch immer unkonventionell, er macht jetzt auch nebenher Geschäfte, als zusätzliche Einnahmequelle: so hat er Renaud, einen jungen Drogendealer unter seine Fittiche genommen – nicht aus Nächstenliebe, versteht sich. Ansonsten genießt er weit ab vom Schuss und damit vom Gangster-Großstadt-Geschehen die Annehmlichkeiten seines Amtes und bleibt dennoch unter dem Radar – wer verdächtigt schon einen Priester?
Kopfschmerzen bereiten ihm vorübergehend nur die Flausen, die er Renaud austreiben muss, der mit seinem Drogengeld diverse Investitionen tätigen will, die dann zum Nachteil von Philippe wären. Doch richtig Ärger droht ihm dann von anderer Seite, nicht durch das Auftauchen von Callgirl Meryl, die beim Grund von Luciens/Philippes Identitätswechsel anwesend war, sondern als im Wald mit dem Fund einer Leiche die Geister seiner Vergangenheit geweckt werden. Bald steht er – wortwörtlich – im Kreuzfeuer zweier konkurrierender Banden, die ihren blutigen Konflikt dann doch ausgerechnet in Saint-Claude austragen, und dort natürlich in Pater Philippes Kirche…
Im ersten Band konnte Lucien/Philippe als verschlagener und schelmischer Drecksack noch Sympathien bei uns Lesern gewinnen, als er gnaden- und skrupellos sein Amt für allzu weltliche Annehmlichkeiten ausnutzte und unbeholfen seiner neuen Tätigkeit nachging. Hier im zweiten und schon zugleich letzten Band wird das dann doch schwieriger, als seine wahre Natur und damit sein Killerinstinkt wieder ungeschönt zum Vorschein kommt. Den er dann aber auch dringend wieder benötigt, als sich die Schlinge um ihn immer enger zieht.
Trotz der dargebotenen Action und Härte wirkt der Band wieder leicht, durchdacht und pointiert inszeniert, nicht nur wegen der Gangster-Story im Hintergrund, die ihren Ursprung weit in der Vergangenheit hat. Schwarzer Humor bricht immer wieder hervor, und diverse Szenen sind filmisch fließend inszeniert, wie beispielsweise die wunderbare, doppelseitige Panel-Sequenz, die nur mit dem Text von AC/DCs Highway to Hell unterlegt ist. Dazu kommen wieder ausladende, großzügige Panels und die ausdrucksstarken Gesichter, die wortlos Hass, Skepsis oder Freude zeigen. Ein wunderbarer, absolut empfehlenswerter Zweiteiler. Auch von Band 2 bietet der Verlag alternativ wieder eine auf 500 Stück limitierte Vorzugsausgabe mit Druck und exklusiven Variant-Cover (s. links) von Zeichner Sylvain Vallée. (bw)
Habemus Bastard, Band 2: Ein Herz unter einer Soutane
Text & Story: Jacky Schwartzmann, Sylvain Vallée
Bilder: Sylvain Vallée, Elvire de Cock (Farben)
88 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro
ISBN: 978-3-96792-080-2