
Manchmal genügt es, den Alltag aufmerksam zu beobachten, um gute Gags zu kreieren und zu zeichnen. Genau das habe ihr Vater getan, verrät uns Isabelle, die Tochter des großen André Franquin, im kurzen Vorwort dieses Bandes. Zumindest bei diversen Gaston-Gags mit der „irren Katze“, von denen der erste im April 1970 erschien, denn genau zu dieser Zeit weilte der Kater César im Hause der Familie Franquin. Aber nicht nur Katzen sind Thema dieses Sonderbandes, sondern Viehzeug aller Art – auch Mäuse und Pferde, sowie Goldfische und natürlich die berühmte verdrießliche Lachmöwe, die freilich nie lacht, ganz im Gegenteil. Sie alle werden vom chaotischen Büroboten Gaston gehegt, gepflegt und gefüttert, natürlich während der „Arbeit“ in den Büros des Carlsen Verlags (im Original der Verlag Dupuis).
Die so gesammelten 44 Gags dieses Bandes entstanden in der Spätzeit der Serie, die ab 1957 im Magazin Spirou erschien und zu deren Gunsten Franquin dann auch seine Arbeit an „Spirou und Fantasio“ aufgab, da es sich bei Gaston um seine eigene Kreation handelte. Gaston hat hier nicht mehr die kurzen Haare – Franquins Strich war wilder und nervöser als zu Anfangszeiten. In dem in den Gags versammelten Minizoo sind die namenlose „irre Katze“ und die Lachmöwe die Hauptakteure. Natürlich stört die Katze erfolgreich die Vertragsunterzeichnung von Bruchmüller und sorgt mit einem von Gaston ins Spiel gebrachten Flummi für anarchisches Chaos im Redaktionsraum. Im Gegensatz dazu verbreitet die nicht selten aggressive Lachmöwe gerne eine depressive Grundstimmung, beispielsweise bei Hauszeichner Krause.
Natürlich kennt man in der Regel viele der tierischen Gags bereits, dennoch macht es Spaß, diese zusammengefasst noch einmal zu genießen. Schuld daran ist auch die Zeichenkunst Franquins, der seine Figuren und deren übersteigerte Mimik wunderbar im Funnystil inszeniert. Sei es ein gelangweilter Gaston, der die Aufregung um ihn herum nicht verstehen mag (oder kann) oder Redaktionschef Demel, der wütend, erschrocken oder erfreut ob der Kapriolen und Katastrophen seines Büroboten stets eiserne Nerven behalten muss. Und zu den späteren Gags liefert Franquin auch seine individuelle passende Signatur.
Auf der Carlsen Homepage wird der Band mit der Nummer eins angegeben (nicht auf dem Album selbst) – es ist also zu vermuten, dass hier weitere Themenbände folgen werden (bei Dupuis sind in der Best of/Sélection-Reihe insgesamt sieben Stück erschienen). Und wer aktuelle Gaston Gags lesen will, dem sei der neue Band 22 („Die Rückkehr eines Chaoten“) des kanadischen Szenaristen und Zeichners Delaf gerne empfohlen. (bw)
Best of Gaston: Tierisches Vergnügen
Text & Story: André Franquin
Bilder: André Franquin, Frédéric Jannin (farben)
48 Seiten in Farbe, Softcover
Carlsen Verlag
12 Euro
ISBN: 978-3-551-71084-0