Eingangs dieses abschließenden dritten Bandes erfahren wir zuerst in einer Rückblende mehr über das Auftauchen von Tadeus, der ja eigentlich Prinz Dante Talion heißt, der verschollene Bruder des Königs Sirius Talion. Dann – zurück in der Gegenwart – wird es ungemütlich. Und lebensgefährlich: Tadeus und Billie irren durch das Kampfgetümmel zwischen der angreifenden Armada von Lord Nox und der Armee des Fürstentums Juwelus.
Noch einmal mit Hilfe von Olympia gelingt den beiden die Flucht in den „Wald der Gebeine“, wo sie schließlich nach langer Zeit die Oase erreichen, einen Ort, der diesen Namen verdient hat. Hier lebt eine demokratische Gemeinschaft in mitten grüner Natur ein vermeintlich friedliches Leben, weit weg vom Grau der Welt und v.a. weit weg von der Seuche. Tadeus und Billie werden in diese Gemeinschaft aufgenommen und forschen weiter nach einem Gegenmittel. Doch auch hier, in dieser vermeintlichen Idylle, steht nicht alles zum Besten…
Zuerst kleine Panels, streng und diszipliniert angeordnet und ohne viel Worte, zeigen die Rückblende mit Tadeus. Dann folgt die Action, ohne Ankündigung, und die waghalsige Flucht von Billie und Tadeus, der immer mehr zur zentralen Figur der Handlung wird. Jetzt sind die Panels ungleichmäßig, fast Stakkato-artig unterteilt, was die fulminanten Action-Sequenzen noch betont. Dann kommt der Bruch, farblich wie geographisch.
Denn in der Oase ist die Welt grün – die Architektur erinnert an Japan und seine Gärten. Die Seuche und das Elend der grauen (Techno-) Welt erscheint weit weg. Billie und Tadeus treffen auf Juno, die heilende Kräfte hat und eine Art Bürgermeisterin der Oase ist. Sie setzt sich dann auch für die beiden Neuankömmlinge ein. Nach einem Jahr zeigen sich sogar erste Erfolge mit der Entwicklung eines Heilmittels. Doch dann wird alles anders, im Paradies droht Ärger. Mehr noch: Die Situation in der Oase scheint zu eskalieren.
Der Ortswechsel im letzten Band überrascht und bringt frischen Wind in die Story, nicht nur optisch, bzw. farblich. Das Geschehen in ForenHaye wird von Autor und Zeichner Sylvain Ferret fast gänzlich ausgeblendet. Stattdessen konzentriert er sich auf Tadeus, dem – das sei verraten – die Oase nicht unbekannt ist. Tadeus arbeitet unermüdlich und aller Rückschläge zum Trotz an einem Heilmittel für die Seuche und damit an Wiedergutmachung. Ist er doch auch verantwortlich für deren Verbreitung durch das Wasser.
Das Finale mag dann Fragen aufwerfen. Es ist vielleicht anders als erwartet, vielleicht auch kryptisch, vielleicht auch poetisch – auf jeden Fall dramatisch und auch leise. Gibt es Erlösung und/oder Rettung für die Welt? Keimt das zarte Pflänzchen der Hoffnung – im wahrsten Sinne? So ungewöhnlich der Schluss sein mag, so passt er doch zur Reihe. Ferret zeichnet fast klinisch sauber und präzise. Seine düstere Welt verheißt nie Gutes, selbst die grüne Oase ist trügerisch. Ein ungewöhnlicher, durchaus fordernder Science-Fiction Dreiteiler. (bw)
Talion, Opus 3: Herz
Text & Bilder: Sylvain Ferret
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
18 Euro
ISBN: 978-3-96792-125-0