RIP, Band 6 (Splitter) | Comicleser

RIP, Band 6 (Splitter)

Juli 15, 2024
RIP, Band 6: Eugène – Alle guten Dinge haben ein Ende (Splitter Verlag)

Jetzt also noch Eugène. Was kann der scheinbar einfach gestrickte Rassist noch zum Puzzle beitragen, das wir als Leserinnen und Leser in den vergangenen fünf Bänden zuerst präsentiert bekamen und dann langsam lösen durften? Nicht so viel wie vermutet, das vorweg. Was – auch das vorweg – der Qualität der Story keinen Abbruch tut. Eugène lernten wir von Anfang an als aufbrausenden, polternden Typen kennen, als Grobian, der offenbar erst zuschlägt und dann – wenn überhaupt – nachdenkt.

Mit seiner kurzen Zündschnur richtete sich sein Zorn v.a. gegen vermeintlich Schwache und Ausländer, die er generell für alles Übel in der Welt verantwortlich machte. Jetzt verfolgen wir Teile des Lebensweges von Eugène. Wie er von seinen Eltern grob vernachlässigt wurde. Wie es ihm im Knast erging, mit einem Zellengenossen, der ihn systematisch terrorisierte. Wie er bei dem uns inzwischen wohl bekanntem wie suspekten Trödeltrupp landete.

Eugènes Portrait geht einher mit der Auflösung, wer denn hinter dem Trupp steht, der Häuser und Wohnungen von Toten ausräumen konnte, noch ehe die Polizei anrückte bzw. wie die korrupten Hintermänner und Drahtzieher schließlich auffliegen. Was Eugène am Fernsehen verfolgt und sogleich Rache schwört. Denn inzwischen fragt er sich, ob es den wertvollen Ring überhaupt gab, der angeblich verschwunden war, weswegen der komplette Trödeltrupp kein Geld mehr ausbezahlt bekam.

War die Geschichte um den Ring etwa nur ein Vorwand der Chefs, um die Zahlungen an ihre ungeliebten aber notwendigen „Mitarbeiter“ zu stoppen? War Eugènes brutaler Mord an Ahmed dann tatsächlich umsonst? Im Gegensatz zu Eugène wissen wir es natürlich von Band 1 an besser. Aber Eugène wird einmal mehr von seiner blinden Wut gepackt…

Recht unspektakulär wird dabei das Schicksal von Fanette aufgeklärt, der Kneipenwirtin, eigentlich Polizistin im Undercover-Einsatz. Hier war auch kein Wunder zu erwarten, in dieser Story, in der es (fast) nur Verlierer gibt. Auch die Enthüllung der Hintermänner bietet keine große Überraschung mehr. Der Band fasst noch einmal die Geschehnisse im Schnelldurchlauf zusammen, aus der Perspektive von Eugène (wie beispielsweise das unerwartete Ende von Albert). Der ja eigentlich kein Mörder sein will und den später eine gewisse Tragik umgibt.

Im Zentrum der Story steht einmal mehr der verschwundene Ring, dessen vermeintlicher Diebstahl in Band 1 (Derrick war’s ja bekanntlich) die Ursünde innerhalb des Trupps darstellt, die das ohnehin fragile Gefüge letztlich zerstört und diverse Dramen nach sich zieht oder aufdeckt, die wir im Laufe der Serie aus unterschiedlichsten Blickwinkeln verfolgen durften.

Für den für die Reihe charakteristischen Ekelfaktor sorgt hier u.a. gleich zu Beginn ein Spurensicherer, der eine verkohlte Leiche untersucht und dabei einem Polizisten schon fast genüsslich, blumig wie detailfreudig erklärt, was mit einem menschlichen Körper passiert, der Feuer fängt. Natürlich geben Autor Gaet’s (d.i. Gaëtan Petit) und Zeichner Julien Monier zum Finale dieses Abschlussbandes der Reihe noch eine gelungen Pointe zum Besten, womit sich ein Story-Kreis schließt. Was für ein wunderbarer, morbider Ritt, der hiermit (vielleicht auch nur vorerst) zu Ende geht. (bw)

RIP, Band 6: Eugène – Alle guten Dinge haben ein Ende
Text & Story: Gaet’s
Bilder: Julien Monier
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro

ISBN: 978-3-96792-346-9

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