Krieg ist nicht nur meist sinnlos, sondern auch immer teuer. Er kostet nicht nur Menschenleben, sondern auch viel Geld. Das wissen alle, die sich auf solch ein Unglück einlassen. Nun schreiben wir den Juni 1940. Die Deutschen sind noch immer überall auf dem Vormarsch. Der Wendepunkt des Krieges, die Schlacht von Stalingrad, ist noch fern. Frankreichs Norden und Westen sind besetzt, im Süden kollaboriert das Vichy-Regime mit Nazi-Deutschland. Inmitten dieser Wirren versuchen die angegriffenen oder besetzten Staaten, ihre Goldreserven vor dem Zugriff der Nazis in Sicherheit zu bringen. Am besten in Richtung USA. So kommt es, dass eine gigantische Ladung Gold in der Nähe von Dakar im heutigen Senegal (damals Französisch-Westafrika) „zwischengelagert“ werden muss, insgesamt fast 1.200 Tonnen reines Gold. 220 Tonnen davon gehören Belgien. Gold, das auf Geheiß von König Leopold III. außer Landes gebracht wurde. Und auf das die Deutschen nun zur weiteren Finanzierung des Krieges besonders scharf sind…
Das ist kurz zusammengefasst die allgemeine Situation und damit Ausgangslage für die Story um „Das Gold der Belgier“, die in zwei Alben in der Zack Edition erscheint. Nun treffen wir nach und nach die Personen, die aus unterschiedlichen Gründen nach dem Gold trachten: Einmal natürlich die Nazis, die Soldaten und den SS-Kommissar Heinrich von Becker nach Dakar schicken (das von dem Vichy-Regime gehalten wird, während General Charles de Gaulle im englischen Exil ist und von dort aus den Widerstand für das freie Frankreich organisiert). Und deren Gegner, die Guten: Capitaine Jean Beyney, der sich auf de Gaulles Seite schlägt; Lieutenant Nurmi, ein englischer Soldat, der bei einem gescheiterten Landungsversuch verwundet wurde und zurückblieb; Paul Sudrie, ein KFZ-Mechaniker, der dem Alkohol zugeneigt ist und den mysteriösen Einheimischen namens Dickens, der überall seine Spione zu haben scheint. Die vier ungleichen Charaktere tun sich zusammen, mit einen gemeinsamen Ziel, das belgische Gold zurückzugewinnen…
Es dauert eine Weile bis die Story in Fluss kommt, bis alle Protagonisten auf der Bildfläche erschienen sind und man diese auch richtig eingeordnet hat. Dabei ist geschichtliches Hintergrundwissen nicht zwingend erforderlich – das meiste wird nach und nach erklärt – aber durchaus von Vorteil, beispielsweise warum hier im Jahr 1940 in Westafrika Franzosen gegen Franzosen kämpfen. Die Nazis sehen das eroberte Belgien als Staatsgebiet an und wollen daher das belgische Gold in ihren Besitz nehmen, was das Vichy-Frankreich nur zu gerne akzeptiert, wenn im Gegenzug sein eigenes Gold vor dem Zugriff der Deutschen verschont bleibt. In erster Linie verfolgen wir dabei die Story rund um die vier und ihre verwegene Mission – der Schauplatz wechselt dabei auch immer wieder mal nach Deutschland, wo die SS unverhohlen Druck auf die Französischen Bankiers ausübt oder nach Laeken in Brüssel, wo der festgesetzte belgische König Leopold III. einem (noch) unbekannten Vertrauten heimlich Anweisungen gibt.
Die Handlung des Bandes, die auf wahren Begebenheiten basiert (was im Anhang noch einmal erläutert wird) nimmt dann schnell an Fahrt auf, spätestens als sich Beyney für eine Seite entscheidet und von höchster Stelle neue Anweisungen erhält, während die Nazis hastig die Rückführung des Goldes nach Europa vorbereiten. So entwickelt sich eine vermeintlich ungleiche Jagd – dort die organisierten Nazis, hier die vier verwegenen Einzelkämpfer – die vorerst mit einer gelungenen, furios inszenierten Action-Sequenz ihren Höhepunkt findet. Eine hochinteressante Story, von Pierre Boisserie (u.a. „Roma“ bei Splitter) und Philippe Guillaume geschrieben und von Stéphane Brangier („Die Bank“, im Zack Magazin) in stilisierten, ungewöhnlichen aber immer ausdrucksstarken Zeichnungen umgesetzt. Direkt beim Verlag ist auch eine auf 99 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit Variant-Cover (siehe links oben) und einem vom Zeichner signierten Exlibris erhältlich. Der abschließende Band ist in Vorbereitung. (bw)
Das Gold der Belgier, Band 1
Text & Story: Pierre Boisserie, Philippe Guillaume
Bilder: Stéphane Brangier
72 Seiten in Farbe, Hardcover
Blattgold GmbH / Zack Edition
22 Euro
ISBN: 978-3-949987-25-0