Red Room, Band 2 (Skinless Crow)

Januar 8, 2024
Red Room, Band 2: Trigger Warnings (Verlag Skinless Crow)

Neues Futter für Fans der gepflegten und ungepflegten Splatter Unterhaltung: Vier Storys um die Red Rooms (die gottlob real nicht existieren), bzw. die „besonderen“ Menschen, die sich aktiv oder passiv damit beschäftigen. Red Rooms, das zur Erinnerung, sind Streams, die live gesendet werden, in denen Menschen brutal gefoltert und aufs Grausamste verstümmelt und getötet werden. Zum fragwürdigen Ergötzen der Zuschauer, die per Krypto-Währung im Dark Net nicht gerade wenig dafür blechen. Ein lukratives Geschäft also für Produzenten und Folterknechte. Der zweite Band der ungewöhnlichen und auch streitbaren Splatter-Reihe beinhaltet nun vier Episoden und ist damit etwas dünner aber auch fünf Euros günstiger als Band 1.

Los geht’s mit Davis Fairfield, Ex-Serienkiller und jetzt der beliebte Folterknecht namens Dezimator, den wir bereits aus dem ersten Band kennen, und seiner neuesten „Metzel-Orgie“ namens „Rat Queens“, so auch der Titel der Episode. Die Story ist optisch dreigeteilt. Während in der Seitenmitte in dem altbekannten Browserfenster die Splatter-„Show“ und die Kommentare der Zuschauer kredenzt werden, verfolgen wir auf dem oberen Teil der Seite Fairfields Tochter Brianna, die ihrem Vater nach spioniert. Und das erstmals in Farbe. Der untere Teil der Seiten erzählt dann von Davis und seiner „Herrin“, der Chefin von Pentagram Pictures – auch diese maskierte Dame kennen wir bereits aus dem ersten Band.

Die zweite Story namens „Punkinz“ beginnt mit einem Ende. Zwei maskierte Selbstmörder werden von der Polizei gefunden, die auf ihrem Handy ihre Geschichte für die Nachwelt notiert haben: Richie und seine schwangere Freundin Jan, beide noch Jugendliche, entdecken ihre Leidenschaft für Grausamkeiten und beginnen Snuff-Videos zu drehen, um diese dann meistbietend im Dark Net zu verkaufen. Doch die Polizei droht ihnen auf die Schliche zu kommen… Die beste Story in dem Band mit einem gelungenen Twist am Ende. Auch hier bilden die Kürbis-Masken der beiden Killer Farbtupfer in der ansonsten im gewohnten Schwarz-Weiß gehaltenen Story.

Auslöser der Handlung von „Insel der Red Rooms“ ist ein verschlüsselter Datenstick, auf dem für den Knacker des Passworts 400.000.000 Dollar in Bitcoins warten. Dazu muss Rex Lansdale nicht nur den ursprünglichen Besitzer des Sticks töten, sondern auch die entlegenen Pitcairn Inseln anfahren, um einen alten Freund aufzusuchen, der sich und die Inseln allerdings leicht verändert hat – auch der Wicker Man lässt grüßen. Und im abschließenden „Mr. NFT“ begegnen wir noch einmal einer Figur aus dem ersten Band – mit dessen Hilfe gelingt es dem FBI, die Identitäten prominenter Red Room Zuschauer aufzudecken, die einem vermeintlichen neuen Star der Szene frönen…

Obwohl jede Story wie gehabt eine brutal grausame Ader verfolgt, kommen die Episoden abwechslungsreich in ihrem Red Room Umfeld daher und sind gerne mit satirischen Komponenten angereichert – so beliefert ein gewisser Mr. Bezos die Pitcairn-Inseln mit Rücksendungen aus seinem Online-Geschäft. Auch erweist sich Autor Ed Piskor, der seine Bilder wieder in einem opulenten Underground-Duktus präsentiert, immer wieder als Nerd, eben wenn er gegradete Comic-Sammlungen oder seltene Video-Spiele in die Geschichten einfließen lässt. Der Band ist wie auch der Erstling auf 666 Exemplare limitiert. In den USA bei Fantagraphics erscheint in Kürze der dritte Sammelband der Reihe. (bw)

Red Room, Band 2: Trigger Warnings
Text & Bilder: Ed Piskor
116 Seiten in Schwarz-Weiß, Hardcover
Skinless Crow
29,50 Euro

ISBN: 978-3-03963-016-5

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