Roland, Ritter Ungestüm, Band 8 (Cross Cult)

Oktober 16, 2013

Roland, Ritter Ungestüm, Band 8

Finalausgabe! Mit allen noch nicht veröffentlichen Kurzgeschichten (deren Abdruck in Band 7 begann). Insgesamt beinhaltet der dickste Band der Gesamtausgabe zehn Storys, die zwischen 12 und 22 Seiten stark sind und die im Original zwischen 1968 und 1974 erschienen. Eine Gesamtedition, die überraschte. Von einer Serie, die es schon lange auf deutsch gibt (der erste Band bei Carlsen erschien bereits 1975), die ich aber nie so richtig auf den Schirm hatte und von der man auch nicht unbedingt eine Integral-Bearbeitung erwarten konnte.

Doch konnten die Geschichten um den edlen Recken stets überzeugen, sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch. Wir begleiteten Roland auf seinen Reisen, die ihn bis nach Indien führten und drückten ihm stets die Daumen, dass er seine Gwendoline wieder in die Arme schließen kann. Dabei war Roland nicht immer der edle Ritter in leuchtender Rüstung. Er zeigte einen durchaus ambivalenten Charakter, war zwischendurch auch von Haß und Wut getrieben, vor allem gegenüber König Artus (nicht der aus Camelot), dem Vater seiner geliebten Gwendoline, dem die Verbindung der beiden immer wieder ein Dorn im Auge war.

Bei über der Hälfte der hier abschließend dargebrachten Kurzgeschichten gilt es für Ritter Roland Geheimnisse zu ergründen. So treiben vermeintliche Werwölfe, Gespenster und ein gehörnter Bär ihr Unwesen. Er (er)klärt das Mysterium eines Spukturms und untersucht einen seltsamen Todesfall. Aber er vermittelt auch in einen Grenzkonflikt zwischen verfeindeten Bauernfamilien (herrlich überspitzt dargestellt) und kämpft clever gegen Aberglauben und Unwissen seiner Untertanen an. Daneben erfahren wir, wie er zum Ritter geschlagen wurde. Zuletzt muss er sich in einer winterlichen, verheerenden Hungersnot beweisen, die in Rotteck wütet und deckt gleichzeitig einen Betrug beim Verkauf des rar und teuer gewordenen Weizens auf. Und abschließend, bei einem der seltenen Besuche bei seinem Vater, erzählt dieser die Geschichte eines geheimnisvollen wie unbekannten Ritters, der Turnier für Turnier gewann und so spurlos verschwand, wie er einst auftauchte. Eine Lebenslektion für Roland. Es ist auch die Geschichte die die ausgereiftesten Zeichnungen aufweist. Craenhals war hier auf dem Höhepunkt seines Könnens. Aber auch die Story mit dem Spukturm ist atmosphärisch dicht illustriert. Ansonsten merkt man den Zeichnungen an, dass sie ursprünglich im Taschenbuchformat veröffentlicht wurden (Tintin Sélection), was aber nicht weiter von Belang ist.

Die üblichen begleitenden Sekundärtexte entfallen diesmal, es ist auch alles Informative über die Reihe und deren Autor Francois Craenhals, der 2004 verstarb, gesagt. Statt dessen ist ein komplettes Werkverzeichnis mit allen Geschichten Rolands – Chavalier Ardent, wie die Serie im Original heißt – gelistet. Alben, Kurzgeschichten, Einseiter usw., akribisch mit sämtlichen Veröffentlichungsdaten in Frankreich und in Deutschland und allen Albencovern (Carlsen Verlag, Feest Verlag und Rijperman). Als i-Tüpfelchen bringt der Band noch die gekürzte Fassung der einzigen illustrierten Prosaerzählung um Roland, ‚Der Teufel im Tal‘ als deutsche Erstveröffentlichung. Und als Zugabe ist eine Landkarte beigelegt, in der alle Abenteuer und Orte, die Roland auf seinen Reisen besucht hat, aufgeführt sind.

Fazit: der würdige Abschluß einer vorbildlichen Edition, die für den Verlag sichtlich eine Herzensangelegenheit war. So und nicht anders müssen Gesamtausgaben aussehen. (bw)

Roland, Ritter Ungestüm, Band 8: Kurzgeschichten, Zweiter Teil
Text & Bilder: Francois Craenhals
192 Seiten in Farbe, Hardcover
Cross Cult
35 Euro

ISBN: 978-3-86425-185-6

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