Neunzehn Mal Harley Quinn, neunzehn kurze Vignetten, in denen verschiedenste Kreativteams die Clownprinzessin des Verbrechens und spätere (Anti)-Heldin furios beleuchten. Schwarz-Weiß, das steht natürlich im Gefolge der durchaus erfolgreichen Batman: Black and White-Ausgaben, aber für Harley muss natürlich immer noch ein Tupfer Rot dazu. Den Startschuss für diese Anthologie setzt gleich mal Stjepan Šejić, der in seiner Story „Rot“ natürlich in die Kerbe seiner originellen Interpretation der Origin schlägt, die er als „Harleen“ bei DC Black Label präsentieren konnte: die Farbe Rot durchzieht die Geschichte symbolhaft in vielen Bedeutungen, gestaltet im typischen Pin Up-Stil, der wir aus dieser Feder kennen.
In der Mediensatire „Fashion Victim“ von Mirka Andolfo erscheint Harley als modernes Instagram-Girl, das mit Catwoman um die Rolle als Gothams Fashion Queen kämpft. „Get Your Story Straight“ von Saladin Ahmed and Javier Rodriguez kredenzt dann eine Crime-Story, in der drei Versionen des gleichen Hergangs erzählt werden (das kennen wir doch als literarisches Stilmittel zur Genüge…), bis Harley selbst dann klarstellt, was Sache war. Besonderer Leckerbissen hier: die drei Versionen und die Wahrheit erscheinen jeweils optisch unterschiedlich gestaltet, vom Gag gefüllten Cartoon, der an die Anfangstage der Figur in den Batman Animated Series erinnert, über expressive Überhöhung à la „Sin City“, psychedelischen Ausflügen im Stile von Alice im Wunderland bis hin zur kurvenreichen Gotham Sirens-Ausprägung.
So geht der bunte Reigen weiter: in „Who Dis?“ liefert Harley sich einen Rap-Battle, in „Black, White Knight and Red“ schließt Katana Collins an das Universum von „Batman: White Knight“ an, in der Harley ihren Geliebten und Vater ihrer Zwillinge Joker getötet hat und Batman im Knast sitzt. Sehr schön auch „Give me a Break“, wo Erica Henderson einen Streit zwischen Harley und ihrer Mitbewohnerin Poison Ivy zu einem Rundflug durch die Bat-Historie nutzt: als Harley alle Erinnerungsstücke an ihren verflossenen Joker verbrennt, kommen dabei zahlreiche ikonische Gegenstände zum Vorschein – darunter ein lachender Fisch aus der gleichnamigen Geschichte, die blutige Spielkarte aus dem „Killing Joke“ und das Brecheisen, mit dem Jason Todd in „A Death in the Family“ ins Jenseits befördert wurde.
Somit bietet dieser voluminöse Band (links die limitierte HC-Variante), in dem alle Folge der Reihe vereint sind, die in den USA ursprünglich online mit jeweils einer neuen Episode pro Woche erschien, eine bunte Achterbahnfahrt, die alle Facetten der Figur abdeckt: die spleenige, quirlige Harley der Cartoons, die dunklere Variante, die schließlich mit den Birds Of Prey zur Antiheldin wird, und die fast schon tragische Ausführung, die um ihren verlorenen Geliebten ebenso trauert wie um Batman. Und nebenbei erleben wir ein Aufgebot der Wegbegleiter Catwoman, Poison Ivy und Batman, inszeniert von allen maßgeblichen Schaffenden der Harley-Historie, darunter auch Miterfinder Paul Dini. Damit ein Leckerbissen für alle Freunde der leicht durchgeknallten Psychologin, die gerne mal den Baseball-Schläger schwingt. (hb)
Harley Quinn: Schwarz, Weiß + Rot
Text: Amanda Conner, Jimmy Palmiotti, Paul Dini, Sean Murphy u.a.
Bilder: Adam Hughes, Chad Hardin, Mirka Andolfo, Stjepan Sejic u.a.
236 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
25 Euro
ISBN: 978-3-7416-2261-8