Tatort Tahiti 1914, Buch 1 (Splitter)

Mai 15, 2013

Tatort Tahiti, Buch 1: Roter Strand

…die Südsee, unendliches Paradies. Wir schreiben das Jahr 1914! Dies sind die Abenteuer eines Notariatsschreibers aus Paris, der ganz alleine und ganz lange unterwegs ist, um neue Kulturen zu erforschen, neue Verdächtige und neue Frauen. Viele Kilometer von der Heimat entfernt dringt er in Orte vor, die nur wenige Weiße zuvor gesehen haben.

Verzeihung, aber das musste jetzt sein – mehr zum aktuellen Star Trek Hype folgt jetzt gleich hier auf unserer netten kleinen Seite!

Aber zurück ins Jahr 1914. In Europa brodelt es. Der Erste Weltkrieg steht vor der Tür. Auch nach Papeete, Hauptstadt von Tahiti und damals französische Südsee-Kolonie, dringen per Telegrafie die beunruhigenden Nachrichten durch. Die Stadt und die wenigen französischen Militärs rüsten sich für den zu erwartenden Konflikt, die Verteidigung wird organisiert. Denn die Deutschen sind Kolonial-Nachbarn. Deutsch-Samoa ist quasi nebenan und zwei Panzerkreuzer der Kaiserlichen Marine, die in dem Gebiet stationiert sind, stellen eine realistische Bedrohung dar.

Mitten in dieser unruhigen Zeit taucht unversehens ein Fremder aus dem fernen Paris auf: Simon Combaud, Notariatsschreiber. Seine Mission hat Detektiv-Charakter. Er soll einen untergetauchten Landsmann ausfindig machen, der vor Jahren ein Verbrechen begangen hat. Doch ruckzuck ist Simon hin und her gerissen. Da ist sein Auftrag auf der einen Seite und auf der anderen – ungleich verlockender – das vermeintlich süße Leben im Paradies, das sich in erster Linie in Form von offenherzigen, hübschen Frauen manifestiert. So lernt Simon die schöne Mareta kennen und lieben. Und kommt mit seinen Recherchen nicht so recht weiter. Was vielleicht auch ganz praktisch ist, siehe süßes Leben.

Doch mit dem schleichenden Einzug des Krieges – Befestigungen werden modernisiert, Deutsche interniert, ein deutsches Handelsschiff wird aufgebracht – beginnt auch eine unheimliche Mordserie, deren zweites Opfer ausgerechnet Mareta ist. Simon ist noch ahnungslos, weiß noch nichts von den Morden. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Die deutschen Schiffe tauchen auf und beschießen die Stadt…

Ein unbekanntes Stück deutsch-französischer Geschichte in der weit entfernten Südsee bildet den Hintergrund für einen spannenden Thriller-Auftakt. Von Beginn an darf man als Leser rätseln. Wer kann der Gesuchte sein? Der Pfarrer, der Barbesitzer, der Künstler? Oder ein ganz anderer? Und wer verfaßt die Tagebucheinträge, die immer wieder zu lesen sind? Simon? Der Täter? Beide? Ganz klar,  mit dem Kolonialhintergrund hat der Zweiteiler bei mir als Geschichts-Fan schon einen Stein im Brett. Dass die Story clever in den historischen Hintergrund integriert wird, ist umso besser. Spannung wird geschickt aufgebaut. Im zweiten und letzten Band muss Autor Didier Quella-Guyot dann in der gleichen Qualität die große Aufklärung liefern.

Die Zeichnungen sind einerseits klar mit dickem Schwarzstrich definiert und konturiert, v.a. die Personen. Im Kontrast dazu steht die wunderbare Farbgebung, die „südsee-gerecht“ kräftig ist, ohne zu übertreiben. Die Abendstimmungen sind top. Das sieht sehr gut und absolut eigenständig aus. Eine hilfreiche wie vertiefende Ergänzung ist der Sekundärteil, der über den geschichtlichen Konflikt berichtet. Am Ende folgen noch einige Skizzen, Entwürfe und Cover-Versuche, die noch einmal eindrucksvoll zeigen, was Sébastien Morice auf dem Kasten hat. (bw)

Tatort Tahiti 1914, Buch 1: Roter Strand
Text: Didier Quella-Guyot
Bilder: Sébastien Morice
72 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-576-2

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