Hinter einem durchaus unhandlichen Titel verbirgt sich ein famoses, unterhaltsames Abenteuer: in einer farbenfrohen Fantasy-Welt wird das Volk von wüsten Untoten geplagt, gegen die kein Kraut gewachsen scheint. In bester Manier sattsam bekannter fernöstlicher Filmkultur engagiert man schlichtweg nicht sieben Samurai, sondern eine Bande von Moskau-Inkasso-ähnlichen Gesellen (und Gesellinnen) – eben die aus Funk und Fernsehen bekannten Geißeln von Enharma, denen ein fürchterbarer Ruf vorauseilt. Klitze kleines Problem daran: die Kollegen, die sich als dieser Schlägertrupp ausgeben, sind in Wahrheit gerade arbeitslose Glücksritter, die sich flugs als die gesuchten Schlagetots verdingen, um die ausgelobten Reichtümer zu kassieren. Neben einem schwertgewandten Unhold und einer gestaltwandlerischen Dame zählen auch ein eher zuverlässiger und ein eher weniger versierter Magier zum Trupp, der sich am Ende von Band 1, „Die Herkunft der Tapferen“, doch tatsächlich dem allseits gefürchteten Monster entgegenstellt. Dabei kommt es erwartungsgemäß zu einer ungleichen Schlacht, in der Hauptmagier Grimlion in die ewigen Jagdgründe einzieht und sich der Rest der bunten Truppe gerade noch ans andere Ende der Welt teleportieren kann.
In Band 2, „Das verrückte Volk“, ergründen unsere Freunde, unterstützt von einem loyalen Zombie, wie man denn dem Ungeheuer tatsächlich Herr werden könnte. Im Verlauf dieser Suche gelangt man ins Lande Sirfall, wo ein ähnliches Kroppzeugs schon einmal besiegt wurde. Nach allerlei Tricksereien macht man sich dann tatsächlich auf den weiteren Weg zur Lösung des Problems. Dass mittlerweile die wahren Geißeln von Enharma Wind von der Betrügerei bekommen haben, das naturgemäß so gar nicht lustig finden und dicht auf der Spur sind, bleibt zunächst unbemerkt. Zurück zu Hause legt das gefürchtete Monster währenddessen alles mal kurz gepflegt in Schutt und Asche, wobei die Prinzessin des Landes nur um Haaresbreite mit einem spaßigen U-Boot, das auf einem Wal befestig ist, entrinnt. Wir sind gespannt, wie Band 3 die Geschehnisse zum zweifelsohne feurigen Abschluss bringt.
Autor Sylvain Cordurié (Ravermoon, Die Herren von Cornwall, beide ebenfalls bei Splitter) und Zeichner Stéphane Créty gelingt hier ein schmissiges, mitreißendes Epos, das mehr als einmal deutlich im Gefolge des Herrn der Ringe steht (der Altmagier Grimlion erinnert wohl nicht zufällig an einen gewissen Zauberer im weißen Gewand, man durchreist fremde Länder à la die Herren Beutlin, und fesche Landkarten zieren die Bände), was der Freude an der Sache allerdings keinen Abbruch tut. Zu viel Humor durchzieht die ganze Chose (herrlich etwa der Magier Mirolas, bei dem man nie weiß, wie und ob die versuchten Zaubereien funktionieren), als dass man nicht mit diebischer Freude den Abenteuern der zusammengewürftelten Bande folgen würde. Wir sind gespannt, vor allem ob der Zombie es endlich schafft zu sterben, was er auf verschiedenste Arten erfolglos versucht. (hb)
Die Geißeln von Enharma
Band 1: Die Herkunft der Tapferen
Band 2: Das verrückte Volk
Text: Sylvain Cordurié
Bilder: Stéphane Créty
64/48 Seiten in Farbe
Splitter Verlag
je 13,80 Euro
ISBN 978-3-86869-424-6 (Band 1)
ISBN 978-3-86869-425-3 (Band 2)