Man kennt es zur Genüge und freut sich trotzdem drauf. Auf das 23. Konzert seiner Lieblingsband. Man weiß, was man kriegt und honoriert wohlwollend die ein oder andere Änderung in der Setlist. Ein wenig Abwechslung, ein wenig Neues ist ja immer gut. Gleiches gilt für die beiden Erde Eins Bände der DC Superhelden-Ikonen Batman und Superman. Es handelt nämlich sich um die xte Neuerzählung der Origin der beiden Golden Ager.
Die kennt im Wesentlichen jeder und ist daher getrost als Allgemeinwissen einzuordnen. Und doch finden sich immer wieder (manchmal auch weniger) fähige Comic-Schaffende, denen es gelingt, diesen in Stein gemeißelten Mythen im Rahmen einer Neuinterpretation einige erfreulich frische Details abzuringen, ohne das Gesamtbild zu verändern. Und das ist glücklicherweise auch hier so.
Die Handlung spielt in beiden Storys in der Gegenwart und ist damit schon einmal modern. Die Gegner sind bei Batman ein gewisser Herr Oswald Cobblepot, seines Zeichens korrupter Bürgermeister Gothams, der hier als Pinguin nicht zu sehr überspitzt (im wahrsten Sinne des Wortes) dargestellt wird. Der junge Clark Kent, noch ganz frisch in der Stadt, wird, wie die gesamte Erde, von einem übermächtigen Außerirdischen namens Tyrell (offenbar ein naher Verwandter des Replikanten-Bauers) heimgesucht, dessen fiese Brut schon Krypton den Garaus machte.
Das ist dann auch das einzige Manko in Superman: Erde Eins. Straczynski bürgt stets für Qualität, aber beim Schreiben des Bandes hat er wohl einmal zuviel Independence Day geschaut, was deutliche Parallelen, wie das heimlich aufbewahrte und rekonstruierte Raumschiff oder die Invasion von Metropolis/New York zeigen. Batman trumpft mit einem starken (noch nicht) Butler Alfred auf, der hier einmal nicht als Universal-Helferlein, als niemals alternde Greis auftritt, sondern als tougher Freund der Familie, der später sogar das Zünglein an der Waage spielt.
Zeichnerisch thronen beide Bände in der obersten Liga. Während Gary Franks realistisch klarer und bestimmter Strich in der Tradition eines Brian Bolland steht, werden Shane Davis‘ Zeichnungen (die nicht minder realistisch und filigran gehalten sind) bei Superman auch durch die komplexe Farbgebung mit mannigfaltigen Rot- und Blautönen betont. Bei Batman ist man da etwas spartanischer, aber Bruce Wayne hat’s ja eh gern finster und schummrig.
Beide Bände (von denen es auch jeweils eine limitierte HC-Version gibt) kommen also frisch daher, erfreuen Neueinsteiger (so es die denn überhaupt noch gibt) und alteingesessene Comicnasen wie dich und mich, die auch beim nächsten mal wieder dabei sind, wenn Kal-El bei den Kents aufschlägt und ein junger Bruce Wayne vom Geflatter der Fledermäuse verschreckt wird. Ach ja, es geht übrigens weiter. Beide Reihen werden fortgesetzt. Das ist auch mal eine gute Sache. (bw)
Batman: Erde Eins (Band 1)
Text: Geoff Johns
Bilder: Gary Frank
140 Seiten in Farbe
Panini Comics
16,95 Euro (Softcover)
25 Euro (Hardcover, limitiert auf 666 Stück)
Superman: Erde Eins (Band 1)
Text: J. Michael Straczynski
Bilder: Shane Davis
140 Seiten in Farbe
Panini Comics
16,95 Euro (Softcover)
25 Euro (Hardcover, limitiert auf 555 Stück)