Unter Schwarzer Flagge, Band 1 (Splitter)

September 4, 2012

Under Jolly Roger, jawoll, das lobe ich mir, das passt zu den beiden Dingen, die wie schon mehrfach ausgeführt durchaus zusammengehören, nämlich zu Heavy Metal und Bildgeschichten (ob auf Papier oder Film, zählt beides). Was das Hamburger Freibeuterkommando von Running Wild schon 1987 beherzt intonierte, das zelebriert nicht zuletzt die franko-belgische Schule mit Werken wie Barracuda oder Das Testament des Captain Crown vor allem jüngst wieder mit Schmackes.

Und wie schon Errol Flynn als sinnhaft benannter Captain Blood beim Entern zu rufen pflegte, „Alright ye hearties, follow me!“, so kann man sich auch vergnügt in dieses Abenteuer des Kapitäns Dark Dan stürzen (namentlich klingt das allerdings ein wenig wie eine Mischung aus Jason Dark und Donald Duck). Denn komplex oder nachdenklich ist es nicht, was Eric Cobeyran da an Story aufbietet – eine wilde Horde von Piraten, angeführt von eben dem dunklen Daniel, macht sich auf die Suche nach einem Schatz, dessen Lage auf einer geheimnisvollen Karte vermerkt ist. Dummerweise lediglich in einer durchaus unentzifferbaren Geheimschrift, die angeblich nur der Großvater einer hübsch anzusehenden Dame zu entschlüsseln in der Lage ist. Mit dem ist allerdings nicht gut Kirschen essen, denn er lockt die Rasselbande behende in eine Falle, in der man ein mythisches Ungeheuer erlegt und damit nicht zu Helden, sondern zu durch die Eingeborenen gehetzten Lumpensöhnen avanciert. Dann verschwindet man mitsamt der Karte in einem geheimnisvollen Steinbau, der den Schatz angeblich enthält, und Ende ist‘s mit dem ersten Teil.

Zeichnerisch ist das von Brice Bingono zwar nicht spektakulär, aber doch solide umgesetzt, somit geht hier alles in Ordnung. Was wirklich Freude macht, sind die Hinterhältigkeiten, Doppelbödigkeiten und teilweise bizarren Verhaltensweisen der Figuren, in denen Cobeyran fürwahr ein Haufen toller Hunde gelungen ist, der seinesgleichen sucht – der brutale, teilweise reuige Kapitän, die mitgeschleppte Mulattin, die auch kein Kind von Traurigkeit ist, und vor allem der hünenhafte Oberbrutalopirat ist ein echter Psychopath vor dem Herren. Die twists im Verlauf der Story liefern immer wieder Überraschungen, und vor allem das Ende feuert eine echte Spannungs-Breitseite ab, die einen fast schon verpflichtet Band 2 zu erbeuten und der Schatzkiste einzuverleiben (ha! endlich eine Piraten-Analogie, wär doch gelacht gewesen). Eben derjenige ist in Vorbereitung. (hb)

Text: Eric Corbeyran
Bilder: Brice Bingono
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
13,80 Euro

ISBN 978-3-86869-400-0

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