Marlysa: Der Zyklus über die Ursprünge (Splitter)

Juni 24, 2012

Tolden, ein friedliches Bauerndorf. Hier finden eines Tages Randin und seine Frau Telsi ein Baby, dessen Gesicht schrecklich entstellt ist. Sie beschließen das Kind zu behalten, nennen es Marlysa und verstecken sein Gesicht fortan unter einer Maske. Als Marlysa, stets die Maske tragend, heranwächst, werden sie und ihre Freunde von einer fremden Macht bedroht. Sie erkennt, dass die Bedrohung mit ihrer mysteriösen, unbekannten Herkunft zusammenhängt und macht sich auf, dieses Rätsel zu lösen. Die Reise führt sie zuerst in die Hafenmetropole Dompur – dort sind ihre Adoptiveltern verschwunden – und anschließend über das große Meer auf die unbekannte, ‚andere Seite‘, denn dort scheinen der Schlüssel zu ihrer Herkunft und die Heimat ihrer Feinde zu liegen…

Ein großes Abenteuer, das kann man getrost so sagen. Marlysa und ihre Freunde treffen zahlreiche Weggefährten aus anderen Völkern und Rassen (wobei der Humor stets nicht zu kurz kommt), ihnen stehen originelle Bösewichte, wie der Schatten und der ominöse Meister gegenüber. Letzterer sorgt am Ende für eine (eigentlich zwei) faustdicke Überraschung(en). So hält die lineare, aber äußerst geschickt gestrickte Story den Leser perfekt auf Trapp. Ständig, aber auch nur häppchenweise gibt es neue Enthüllungen und Wendungen, so dass dem geneigten Comicfreund gar nichts anderes übrig bleibt, als immer weiter in Richtung Auflösung zu lesen. Eine Kunst, die im franko-belgischen BD ja eigentlich Arleston mit seinen zahlreichen Fantasy-Serien (Lanfeust von Troy, Die Schiffbrüchigen von Ythaq) gepachtet zu haben scheint.

Erleichtert wird dieses ungetrübte Leseabenteuer durch die Präsentation. Nachdem die Bände 6-9 im üblichen Splitter-Album-Format erschienen, hat man sich entschlossen, die ersten fünf Alben der Reihe als dicken Sammelband zu veröffentlichen. Diese sind unter dem ersten ‚Zyklus über die Ursprünge‘ treffend zusammengefasst. Den kann man in einem Ruck lesen, was Serien-Neulinge wie mir erspart, sich mühsam die antiquarischen Carlsen-Softcover zu besorgen (die Reihe erschien dort 2001-2004. Band 1 sogar schon einmal 1998 im alten Splitter-Verlag). Außerdem steht somit die komplette Reihe perfekt im Regal (inkl. Figurenedition von Band 6, hehe). Ein wunderbarer Dienst am Leser!

Interessantes Detail am Rande: Autor Jean-Charles Gaudin kommt vom Film. Für Marlysa, seinen ersten Comic, engagierten er und Zeichner Danard quasi als Script Doctor Didier Crisse (Luuna, Atalante, Canari), der die ersten beiden Alben beratend begleitete und Storyboards entwarf. Ach ja, die Zeichnungen! Die sind (was auch an Arlestons Fantasy-Serien erinnert) im Semi-Funny-Stil sehr farbenfroh und bunt gestaltet und quellen über vor Detailverliebtheit, so dass man sich die eine oder andere Seite noch einmal nach dem lesen intensiv nur so zum ansehen vornimmt. Passt alles wie aus einem Guss! Band 10, der dann schon zum dritten Zyklus gehört, wird demnächst erscheinen. Nur her damit. (bw)

Text: Jean-Charles Gaudin
Bilder: Jean-Pierre Danard
256 Seiten in Farbe, Hardcover, Großformat
39,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-502-1

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