Kaplan & Masson, Band 1 (Carlsen)

Dezember 2, 2011

Gleich drei Gründe gibt es, die beim ersten Blick auf dieses Album die Neugierde des potentiellen Lesers wecken. Da ist zum einen das dynamische Cover mit der gewaltigen Action-Szene, dann der überaus elegante Ligne-Claire Strich und letztendlich die Tatsache, dass mit Didier Convard genau der Autor verantwortlich ist, der mit „Das geheime Dreieck“ eine der spannendsten Comicreihen überhaupt geschaffen hat.

Wir sind in der zweiten Hälfte der Fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Die beiden neuen Supermächte überbieten sich ohne jegliches Gewissen mit immer stärkeren Atomversuchen. In einem Pariser Hotel erwacht der Physiker und Nobelpreisträger Professor Alfred Bernstein (!) wieder mal aus seinem Alptraum: Ein schreiendes Kind am 6. August 1945 in Hiroshima, kurz nach dem Abwurf von ‚Little Boy‘. Ja, ihn plagen massive Schuldgefühle. Und nicht nur ihn. Auch andere Wissenschaftler, die an der Entwicklung der Atombombe beteiligt waren. Deshalb planen sie unter Führung des prominenten Ein- äh, Bernstein, eine Friedensbewegung ins Leben zu rufen. Ein Geldgeber in Form eines griechischen Milliardärs ist bereits gefunden. Die Bewegung scheint Formen anzunehmen.

Da wird der Professor von einem Unbekannten ermordet. Und nicht nur er. Eine unheimliche Mordserie unter den Wissenschaftlern beginnt. Denn eigentlich sind die potentiellen Friedensaktivisten nicht öffentlich bekannt. Der Mörder muss also über Insiderwissen verfügen. Nathan Masson, jung, dynamisch und Physiker und Colonel Étienne Kaplan, Star des Geheimdienstes, beginnen in dem Fall zu ermitteln, damit die Gründung der Friedensbewegung wie geplant durchgezogen werden kann.

Na klar erinnert das Duo an den Klassiker Blake und Mortimer. Ein Geheimdienstler, ein Wissenschaftler. Das mag auch beabsichtigt sein, macht aber überhaupt nichts, denn weder die spannend konstruierte Story und erst recht nicht die überragenden, in einer modernen Variante des traditionellen Ligne Clair Stils gehaltenen Zeichnungen geben Anlass, an eine Kopie des Vorbildes von Edgar P. Jacobs zu denken. Der Zeichenstil, von Hergé begründet, lässt den Künstlern generell nicht viel Spielraum, ein Problem, das Thibert hier formidabel löst und dem Album eine elegante Note verleiht. Nicht umsonst wurde er in Frankreich bereits als neuer Meister dieses Zeichenstils ausgerufen.

Die abgeschlossene Geschichte folgt den klassischen Abenteuer/Thriller-Mustern, baut konsequent Spannung auf und präsentiert schließlich einen veritablen Schurken. Auch der Drahtzieher wird entlarvt, soviel darf verraten werden. Für einen originellen Science-Fiction Touch sorgt der neu gefundene Mäzen, ein geheimnisvoller kanadischer Milliardär. Und Humor ist auch noch drin. Kurz: Die Mischung passt.

Bei Glénat erschien das Album bereits 2009, ein zweiter Band ist dort noch nicht angekündigt. Carlsen listet diesen aber für den 25.08.2012. Bis (hoffentlich) dahin müssen wir uns wieder mal in Geduld üben. (bw)

Text: Didier Convard
Bilder: Jean-Christophe Thibert
56 Seiten in Farbe, Softcover
Carlsen Verlag
12 Euro

ISBN 978-3-551-72861-6

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