Esteban, Band 1 (Salleck)

Juli 13, 2011

Ganz im Süden Südamerikas ist das Klima rauh. Wie auch die Menschen. Hier heuert im Jahre 1900 Esteban, zwölf Jahre alt, Waise und Indianer, auf der Leviathan an, einem der letzten Segelschiffe, die auf traditionelle Weise Walfang betreiben. Dessen Kapitän, ein erfahrener Seebär mit nur noch einem Auge, kannte Estebans Mutter. Der Junge möchte Harpunier werden, muss sich aber vorerst mit der Rolle als Schiffsjunge begnügen. Mit seinen Anekdoten und seinem Wurfgeschick (in höchster Gefahr erlegt er im Alleingang einen Blauwal) verdient er sich alsbald den Respekt der Mannschaft. Und des namenlosen Kapitäns. Als im Fanggebiet der Leviathan in den Gewässern um Kap Hoorn zwischen Atlantik und Pazifik ein moderner Konkurrent, ein Dampfschiff mit Explosivharpune auftaucht, geht es mit dem Kapitän durch. Er versucht, das Dampfschiff zu sabotieren, doch der Schuß geht nach hinten los. Die Leviathan wird von dem Dampfer gnadenlos verfolgt und findet sich letztendlich eingeschlossen vom Packeis hilflos dem nahenden Winter ausgesetzt.

Der deutsche Doppelband enthält die ersten beiden französischen Alben, die 2005 und 2006 erschienen. Im ersten Teil wird das harte Leben an Bord geschildert und die Jagd auf die Wale. Band zwei widmet sich der ungleichen Auseinandersetzung zwischen Segler und Dampfschiff, zwischen alt und neu.

Schon ‚Jonas Blondal‘ von Jens Ehrenreich (beim Epsilon Verlag) hatte den Walfang und einen jugendlichen Helden zum Thema. Dort wurde die Jagd auf die Meeressäuger kritisch hinterfragt. Bei Esteban, der zweiten auf deutsch erscheinenden Serie von Matthieu Bonhomme (nach ‚Der Marquis von Anaon‘, fünf Bände, ebenfalls bei Salleck), ist die Kritik etwas leiser und beschränkt sich auf den Gegensatz zwischen traditionellem und modernen Walfang und dessen Auswirkungen. Dem Kapitän sind die neuen Dampfschiffe und deren moderne Fangtechnik ein Graus. Die Fangrate wird durch die Explosivharpunen erhöht, vom Wal werden nur die wertvollsten Teile entnommen und verarbeitet, wie beispielsweise das legendäre Ambra. Und tatsächlich stößt man mitten auf dem Meer auf eine Gruppe nur halb verwerteter Walkadaver – in den Augen der Besatzung der Leviathan eine Verschwendung. So orakelt dann auch der Kapitän folgerichtig, dass es durch diese Fangmethode eines Tages gar keine Wale mehr geben würde.

Bonhomme in München: Alleine auf der Signier-Bühne

Aber letztendlich steht hier das Abenteuer im Vordergrund – die angesprochene Zielgruppe (zumindest in Frankreich) startet dann auch mit 8 Jahren. Die Episoden gehen (bisher) glimpflich aus und die Gefahren werden von Esteban und der Besatzung der Leviathan stets gemeistert.

Bonhomme pflegt einen angenehm anzusehenden Zeichenstil. Seine Panels wirken elegant und nicht überlastet, nicht hyperrealistisch, aber doch sehr sorgfältig recherchiert und mit Details genau dort, wo sie sein sollen. Die rauhen, tristen Orte, die Landschaft und natürlich das oft düstere Meer sind durch Grauschattierungen stimmungsvoll dargestellt. Die Kolorierung erfolgte mit dem Computer und passt zum Gesamtbild.

Gerade war Matthieu Bonhomme (erneut) zu Gast beim Comicfestival in München – ein sympathischer und bescheidener Künstler, der für die Fans noch fleißig zeichnete, als um ihn herum bereits die Bühne zur Verleihung des Peng-Preises geräumt wurde. Respekt! (bw)

Esteban, Band 1
Text & Bilder: Matthieu Bonhomme
96 Seiten in Farbe, Hardcover
Salleck Publications
20 Euro

ISBN 978-3-89908-389-7

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