Die Bruderschaft der Krabbe, Band 1+2 (Splitter)

Januar 6, 2011

Bernardino, Nicolo, Jarvis, Come und Mael sind Kinder, die ein großes Problem haben: Jeder von ihnen trägt (mindestens) eine Krabbe in sich, die ihn von innen aufzufressen droht. Daher sind die fünf in einer Klinik. Dort gibt es Entkrabber (und zwar die besten), die die Krabben herausoperieren. Doch die Sache hat einen Haken. Denn die operierten Krabben werden benutzt und verschmolzen, so Bernardino, um ES zu erschaffen. Ein Monstrum, das die Welt vernichten soll.

Das ist die Ausgangssituation der dreibändigen Reihe – und das klingt schon ganz schön abgefahren, ist aber nur der Anfang.

Denn nach (?) der Operation finden sich die fünf, die sich die Bruderschaft der Krabbe nennen, in einem alten, vermoderten Gemäuer wieder. Und kommen auf der ständigen Flucht vom Regen in die Traufe, wobei sie einigen Ikonen des klassischen Horrorfilms begegnen (die ganz ungeniert dargestellt werden, aber bestens in die Kulissen passen). Da ist der Werwolf, der zudem noch Chanesy (!) heißt, dann der Graf, kein anderer als Max Schreck alias Noferatu aus dem gleichnamigen Stummfilm und später ein gewisser Baron samt buckligem Assistenten Fritz. Die beiden erschaffen gerade im klassischen Frankenstein-Laboratorium Leben, nur ist das Ergebnis kein Monster, sondern ein kleines Mädchen, das sich sogleich den fünfen der Bruderschaft anschließt. Zu guter Letzt hat noch Pharao Imhotep seinen Auftritt, der als Mumie Boris Karloff wie aus dem Gesicht gewickelt ist.

Aber es gibt auch andere Episoden – den Knochenarchivar zum Beispiel oder die untoten Kinder (hier stand der Fluch aus einem gewissen Karibik-Film Pate).

Doch die Gretchenfrage ist und bleibt: Was soll das Ganze? Und nach der Lektüre beider Bände lautet die Antwort: Keine Ahnung. Eines ist die Story sicher nicht, nämlich langweilig. Und originell sind die verrückten Ideen, wie die Krabbenballons, die jeder am Handgelenk tragen muss, auch. Nur ist eine Auflösung bisher nicht in Sicht, alle Fragen bleiben offen. Ist alles nur ein Traum? Sind die Jungs tot oder wurden sie erfolgreich operiert? Stimmt die Geschichte mit dem Krabbenmonster? Wo ist man überhaupt? Und wann? Der abschließende dritte Band wird zeigen, ob Gallié und Andreae alles richtig gemacht haben. Oder eben nicht.

Apropos Andreae. Der glänzte bereits mit „Die mechanische Welt“, ebenfalls bei Splitter erschienen. Hier bei der Bruderschaft sind seine direkt kolorierten Zeichnungen weniger bunt, sondern viel in Blau-, Grau- oder Brauntönen gehalten, was der düsteren Umgebung geschuldet ist. Seine Meisterschaft zeigt Andreae beispielsweise mit der Erschaffungsszene im Laboratorium – die wütenden Blitze, das klar werdende Auge oder danach bei der vermeintlich heilen Welt mit den spielenden und verkleideten Kindern, als sich die (ausnahmsweise) bunten Ballons in die Luft erheben.

Fazit? Nein, noch nicht. Erst Mitte Februar, wenn der dritte und letzte Band der Reihe erscheint. (bw)

Text: Mathieu Gallié
Bilder: Jean-Baptiste Andreae
56 Seiten in Farbe, Hardcover
je 13,80 Euro

ISBN 978-3-86869-169-6  (Band 1)
ISBN 978-3-86869-170-2  (Band 2)

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