Die gläsernen Schwerter, Band 4 (Splitter)

Juli 20, 2015

Die gläsernen Schwerter, Band 4 (Splitter)

Abschluss der Reihe, die so ganz anders verlaufen ist, wie man es zu Beginn vermutete. Nämlich so: vier Schwerter = vier Bände. Doch dann kamen bis zu diesem letzten Band gerade mal zwei Schwerter zusammen. Das lag an der eigentlichen Haupthandlung: die Rache Yamas an dem grausamen Orland, der ihre Familie einst zerstörte. Die Suche nach den Schwertern, die vereint werden müssen, um den drohenden Weltuntergang zu verhindern, musste warten, bzw. wurde erst an zweiter Stelle betrieben. Trotzdem war die Story der ersten drei Bände sauber gestrickt, um die Weichen für das Finale zu stellen. Denn da – das war von vorne herein klar – musste so einiges passieren. Und das tut es:

Auf der Suche nach Schwert Nummer drei durchquert die Gruppe um Miklos, Yama und ihrem Bruder Ilango die Wüste der toten Steine. Ein beschwerlicher Weg, dessen Ende tatsächlich mit einer Spur zum nächsten Schwert belohnt wird. Das wurde im letzten halbwegs intakten Dschungel der Welt (die klimatisch bekanntlich den Bach runter geht) lange Zeit von einem kleinen Volk der Kanupi verehrt, bis es von einem Menschen, einem skrupellosen Burschen namens Dolmon, gestohlen wurde. Der sich als alter Bekannter von Miklos entpuppt. Beide waren einst hochrangige Generäle und liebten dieselbe Frau. Was – wen überrascht’s – nicht gut ging und in einem Drama endete. Miklos und Yama machen sich auf die Suche nach Dolmon, bis sie ihn und auch das vierte Schwert finden. Dann sind die Schwerter endlich vereint. Aber stimmt deren Legende? Kann der nahe Weltuntergang damit wirklich verhindert werden?

Ja, für die Hauptfigur Miklos stand eindeutig Mel Gibson Pate (als Mischung aus Martin Riggs und William Wallace). Ja, hier werden diverse Fantasy-Motive aufgegriffen oder zitiert. Und ja, Sylviane Corgiat und Laura Zuccheri machen trotzdem ihr eigenes Ding daraus. Zuerst bleibt man angenehmerweise der noch immer populären Völkereinteilung fern: Orks, Elfen und Zwerge gibt es nicht. Das kleinwüchsige Volk der ständig meckernden Kanupi ähnelt – wenn überhaupt – Kobolden. Und die seltsamen Reitgeschöpfe erinnern an missgestaltete Riesen. Auch auf Zauberei und Magie verzichten die Macher. Eine gemäßigte Fantasy-Welt also. Statt dessen dominieren in den Vorbänden gewaltige Stadtansichten und Soldaten in gockelhaften Fantasie-Uniformen. Band vier glänzt mit Wüsten-, Dschungel- und Eislandschaften.

Die Story kommt schnell voran, denn nach dem Finden und Vereinigen der Schwerter muss noch deren Folge und das Ende geschildert werden. Was hier hier absichtlich vorenthalten. Das klappt alles bestens und wirkt nicht überstürzt. Auch die unglückliche Liebe, die Yama zu Miklos hegt und die dieser nur als Vaterliebe erwidern kann, wird aufgelöst. Wunderbar sind Laura Zuccheris Zeichnungen, die realistisch, schön rund und dabei extrem detailverliebt daherkommen (es ist ihre erste Serie!). Die Ornamente und Verzierungen der Rüstungen sind bis in Kleinste ausgearbeitet, Landschaften sind opulent bebildert und die Stadt sieht man jeden Ziegelstein. Die Gesichter sind ausdrucksstark und die Farben kräftig und stets angenehm für das Auge. Nicht ohne Grund war Frau Zuccheri bei ihrem Besuch anläßlich der Comicfestivals in München und Erlangen ein beliebter und gern gesehener Gast. Mit ‚Die gläsernen Schwerter‘ gibt sie einen glänzenden Einstand. (bw)

Die gläsernen Schwerter, Band 4: Dolmon
Text: Sylviane Corgiat
Bilder: Laura Zuccheri
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-322-5

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