Oktober 1307: sämtliche französische Tempelritter werden auf Befehl des Königs verhaftet und der Inquisition übergeben. Die – erfundenen – Vorwürfe: Pakt mit dem Teufel, Hexerei, Unzucht. Der Anfang vom Ende des mächtigen Ordens, der bisher vom Papst protegiert wurde.
Martin, ein Templer, entgeht der Festnahme. Vorerst. Denn nachdem er in Paris nach Jahren Isabelle de Chalancon, seine Verflossene, entdeckt hatte – wegen der er einst vor Gram in den Orden eintrat, begibt er sich mit zwei Freunden auf eine ausgiebige Sauftour, die mit einem kuriosen Treffen mit eben jener Isabelle endet. Zurück im Pariser Tempel läuft gerade die Festnahme. Mit Müh und Not kann Martin entkommen. In der Stadt erfährt er, dass Guillaume de Nogaret, Kanzler des Königs, Hauptverantwortlicher für die Templer-Aktion ist. Eigentliches Ziel ist es, an das Vermögen des Ordens zu kommen, um die Staatskasse aufzubessern. Martin will einen Jugendfreund aufsuchen, der inzwischen Priester ist, um das ‚Missverständnis‘ zu klären. Doch sein Freund verrät ihn, Martin wird festgesetzt, verhört und gefoltert. Doch von unbändiger Wut getrieben, gelingt ihm die Flucht. In einem harten Winter schlägt er sich auf dem Land durch und trifft zufällig zwei ehemalige Templer, die ihm offenbaren, dass der Schatz, das Vermögen des Ordens, auf das de Nogaret und der französische König scharf waren, nicht beiseite geschafft wurde, wie bisher angenommen, sondern noch immer in einem Geheimraum im Tempel liegt. So reift langsam ein verrückter Plan: den Schatz zu stehlen, wenn auch die drei für die weitere Verwendung verschiedene Ansichten haben mögen. Doch auch die Soldaten des Königs riechen Lunte…
Ja, die Templer, und deren sagenumwobener Schatz. Gegenstand zahlreicher Mystifizierungen (siehe Dan Browns Da Vinci Code). Erfreulicherweise geht man hier moderat mit diesen Legenden um. Man orientiert sich an historischen Tatsachen und Personen, soweit verfügbar natürlich. So ist die Story sauber konstruiert. Spannend zu lesen und wird nie langweilig, was auch den zahlreichen Wendungen in der Handlung und den ausgeprägten, starken Charakteren geschuldet ist. Das überrascht durchaus, ist doch für das Skript kein ausgewiesener Comicautor verantwortlich. Jordan Mechner wurde bekannt als Erfinder und Autor der Prince of Persia Videospiele und der gefälligen Verfilmung mit Jake Gyllenhaal und Ben Kingsley. Doch Mechner versteht es, die Geschichte stringent zu erzählen. Geschickt werden Fragen offen gelassen: wie erging es Martins Freunden, mit denen er auf Sauftour war? Sind sie der Festnahme entgangen? Welche Rolle wird Isabelle im weiteren Verlauf spielen? Man wartet also gespannt auf den nächsten Band – insgesamt werden es drei – um zu erfahren, wie Martin und seine beiden Ex-Templer es anstellen wollen, an den Schatz zu kommen. Zeichnerisch dagegen setzt das Ehepaar Leuyen Pham und Alex Puvilland nicht auf Realismus. Die Charaktere sind stilisiert, kantig und ähneln dann wieder an Funny-Gesichter. Die Bösen sind sofort als solche auszumachen. Insgesamt orientiert sich der Tusche-Stil an Trondheim, Larcenet & Co., also eher franko-belgisch als amerikanisch. Was bestens zur düsteren Grundstimmung der Story passt. (bw)
Der Schatz der Tempelritter, Band 1: Salomons Diebe
Text: Jordan Mechner
Bilder: Leuyen Pham, Alex Puvilland
144 Seiten in Farbe, Softcover
Carlsen Verlag
17,90 Euro
ISBN: 978-3-551-71700-9