Wonder Woman, Band 4 (Panini)

Juli 28, 2014

Wonder Woman, Band 4

Leicht ist es bekanntlich zwar nie, ein Gott zu sein – aber wenn Mann/Frau herausfindet, dass man nicht nur eine Amazonen-Prinzessin, sondern auch eines von den ja durchaus zahlreichen unehelichen Kindern eines gewissen Zeus ist, macht das Familienfeiern und sonstige Events nicht unbedingt einfacher. Vor allem, wenn der gute Papa aus dem Olymp verschwindet, Sonnenanbeter Apollo die Regierungsgeschäfte übernimmt, die menschgewordene ex-Frau Hera best Friends wird und man sich gemeinsam mit weiteren Halb- und vollamtlichen Göttern wie Lennox, Orion und Mars aufmacht, ein kleines Menschenkind zu beschützen. Das nämlich hat Zeus mit der sterblichen Zola zu Wege gebracht (hat der eigentlich von irgendeiner Dame die Finger lassen können?) – dumm nur, dass eine alte Prophezeiung weissagt, der letztgeborene des Allvaters werde den Thron besteigen und dabei einen Gott meucheln.

Das weckt natürlich allerlei Begehrlichkeiten, und so sehen sich Diana alias Wonder Woman und ihre Freunde unter schwerem Beschuss: zuerst von Artemis, der die Amazone noch ordentlich Mores lehrt, und dann vom Erstgeborenen, den Poseidon losschickt, um die Herrschaft über den Olymp an sich zu reißen. In diesem Kampf entkommen die wackeren Streiter nur mittels Flucht per Schallröhre, über die sie Orion direkt zu New Genesis und seinem Vater führt, der an diesem paradiesischen Ort über die New Gods herrscht. Aber die Ruhe ist trügerisch, will doch auch Papa Orion das Kind – für das man sich im Verlauf des Geschehens auf den lustigen Namen Zeke einigt – kurzerhand behalten. Man reist somit überstürzt aus New Genesis ab, nur um festzustellen, dass der Erstgeborene London mittlerweile nahezu dem Erdboden gleich gemacht hat. In der finalen Auseinandersetzung muss Wonder Woman dann eine folgenschwere Entscheidung treffen, an deren Ende sie zwar ein Leben rettet, aber ein anderes dafür preisgeben muss – und auch noch eine neue Berufung erhält…

Das erste Foto: Gal Gadot als Wonder Woman, aus Batman v Superman, Kinostart 2016

Das erste Foto: Gal Gadot als Wonder Woman, aus Batman v Superman, Kinostart 2016

Autor Brian Azzarello (100 Bullets, Before Watchmen) gelingt nach wie vor eine rasante Neudefinition des Wundergirl-Universums, das dem Leser zwar einiges an Kenntnis über die griechische Mythologie abverlangt, aber gleichzeitig stimmige Motivationen und faszinierende Charaktere liefert. Jenseits vom unsichtbaren Jet, magischen Lasso und anderen Narreteien der 70er muss sich Diana hier mit äußerst menschlichen Regungen ihrer Götter-Verwandten auseinandersetzen – Machtgier, Eifersucht, Hass und Aggression dominieren das Geschehen. Auch Wonder Woman selbst verliert kurzzeitig die Kontrolle, im entscheidenden Moment trifft sie jedoch eine zwar folgenschwere, aber in letzter Konsequenz heroische Entscheidung, um die Geschicke doch noch zum Guten für Zeke und somit die Menschheit zu wenden. Mitgefühl und Selbstlosigkeit stehen damit auch im Krieg höher im Kurs als Egotismus und Herrschaftsstreben, was die Menschen den Göttern letztendlich überlegen sein lässt. Graphisch wird das alles packend inszeniert von Cliff Chiang (Detective Comics, Neil Young: Greendale) und Goran Sudzuka (Y – The Last Man und zuletzt Ghosted), so dass sich ein flotter Lesespaß entfaltet, bei dem an einiges über Menschlichkeit und griechische Götter lernt. Enthalten sind die US-Wonder Woman-Ausgaben 19-23 von 2013. Band 5 gibt’s im Dezember. (hb)

Wonder Woman, Band 4: Opfer des Krieges
Text: Brian Azzarello
Bilder: Cliff Chiang, Goran Sudzuka, Tony Akins
116 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
14,99 Euro

ISBN: 978-3-86201-924-3

Tags: , , , , , , , , ,

Comments are closed.