East of West, Band 1 (Panini)

Juli 27, 2014

East of West, Band 1

Eine andere Erde mit alternativer Geschichte. Das Jahr 2064. Die apokalyptischen Reiter werden als Kinder wiedergeboren (warum ist noch unklar). Hunger, Krieg, Sieg und… halt, es sind nur drei – ein Kollege fehlt: ausgerechnet der Tod. Die eigentliche Mission der Reiter ist es, das Ende der Welt herbeizuführen. Dafür ordnen sie sich der Botschaft unter – einer Prophezeiung, deren drei Teile unter anderem von Mao Tse-Tung (!) geschrieben wurden und deren Inhalt auch die Apokalypse beschreibt. Unterstützt werden die Reiter von den sieben Auserwählten, allesamt mächtige Häupter und Führer der Welt, die darauf achten, dass sich die Botschaft erfüllt (warum ist ebenfalls noch unklar). Doch zuerst, da sind sich die drei einig, muss der abtrünnige Tod dran glauben. Der kocht, unterstützt von zwei indianischen Schamanen mit seltsamen Kräften und hoch zu mechanischem Ross (ein wahrhaft eisernes Pferd), sein eigenes Süppchen. Denn er sinnt auf Rache. Rache für den Mord an seiner Frau Xiaolian, wegen der er seine drei Kollegen im Stich ließ. Dazu muss er die Namen der Auserwählten bekommen. Doch dann erfährt er, dass seine Frau noch lebt. Mit seinen beiden Begleitern macht er sich auf nach Neu-Shanghai (das mitten in den USA liegt), um sie im wahrsten Sinne des Wortes zurückzuerobern. Was folgt ist ein Blutbad ohnegleichen, das ausgerechnet von Xiaolian beendet wird. Und die sorgt dann für eine weitere Überraschung, die das Kind der beiden betrifft.

Eine verwegene Mischung aus Western, Steampunk, Sci-Fi und Fantasy mit biblischem Hintergrund hat Autor Jonathan Hickman (Ultimates) hier ersonnen. Eine Dystopie, deren originelles Setting bisweilen an Star Wars-Wüsten und -Städte, an das Videospiel Borderlands oder auch an die Comic-Adaption von Der Dunkle Turm erinnert. Dabei ist es zuerst gar nicht einfach, der Story zu folgen. Man muss sehen, wie man sich darin zurechtfindet. Alles ist frisch und neu. Noch zu unbekannt, um von Beginn an begeistern zu können. Aber wenn man sich durch die ersten Seiten gebissen hat, erkennt man: die Story ist dramaturgisch geschickt aufgebaut und bald sieht man die Zusammenhänge, genießt die Überraschungen, die die Handlung nach vorne treiben und neu verzweigen. So wird das Handlungsgerüst immer komplexer. Die drei Reiter müssen sehen, wie sie ihr Ziel erreichen und den Tod vernichten können. Dann gärt es auch in den Reihen der sieben Auserwählten. Nicht alle sind mehr mit dem Ziel – der Apokalypse – einverstanden. Es werden Intrigen gesponnen und Allianzen angestrebt. Was den drei verbliebenen Reitern nicht unverborgen bleibt. Und mittendrin Tod, der als strahlend weißer, fahler Westernheld unerbittlich seine Ziele verfolgt.

Die unterkühlten Zeichnungen passen perfekt zum Setting. Die drei Reiter (übrigens allesamt zu Fuß) werden als Kinder dargestellt (wobei Hunger wirklich gruselig ausschaut). Die Welt ist steinig und karg, die Städte kalt. Nick Dragottas (X-Man: First Class) Stil besitzt einen hohen Wiedererkennungswert, die Mimik der Charaktere ist ausgezeichnet, erinnert zuweilen an Jack Kirbys oder Mark Buckinghams Arbeiten. Dazu kommen immer wieder originelle Einfälle (das Auge des Barkeepers, das eiserne Pferd). Ein viel versprechender Auftakt, der die ersten fünf Original-Hefte enthält, die in den USA von März bis August 2013 bei Image erschienen. Mal sehen, wie die Serie in Band 2 ihr Potential weiter entfaltet. (bw)

East of West, Band 1
Text: Jonathan Hickman
Bilder: Nick Dragotta
148 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16,99 Euro

ISBN: 978-3-86201-963-2

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