
Neu-Amazonien, in einer dystopischen Zukunft: nach zwanzig Jahren überflutet eine tödliche Droge namens Vitrium wieder die Stadt. Das Teufelszeug führt kurzzeitig zu Höhenflügen und Popularität – und nach einer Woche zum Tod. Kommissarin Marlen Modureira ermittelt in der Sache und wird vom Verdacht beschlichen, dass der Terrorist Joao wieder am Start ist, was sie auch persönlich betroffen macht: seinerzeit kam ihre Schwester bei der Jagd auf Joao ums Leben, der Polizist Joe Santos überlebte nur schwer verletzt und ist seitdem ein kybernetisch ergänztes körperliches Wrack, dem man überdies immer noch den Tod seiner Partnerin anhängen will. Dennoch führt die künstliche Intelligenz aus, nur Santos könne Joao wieder zur Strecke bringen, weshalb man den abgehalfterten Ermittler gewaltsam in die Polizeizentrale schleppt, wo er widerwillig gegen das Versprechen der Straffreiheit einwilligt, mitzuspielen.
Nachdem Santos bei allen Fitness- und Eignungstests durchfällt – zu schwerfällig und ungenau funktionieren seine Prothesen -, stellt man ihm den Roboter C-Cilia zur Verfügung, mit dem Santos die Ermittlungen aufnimmt. Die Drogenhändler Lidia und Fabio weisen alle Schuld von sich und setzen das ungleiche Duo auf die Spur eines Nachtclubs, wo die Droge gehandelt werden soll. Als das letzte Opfer den gleichen elenden Tod wie alle Abhängigen stirbt, rettet die Polizei Santos gerade noch vor einer Attacke der Hintermänner, aber der erneut schwer verletzte Santos gerät wieder in Verdacht, selbst der Täter zu sein. Sein Robot-Sidekick beschließt indessen, dass der einzige Weg zum Überleben der beiden „Einheiten“ darin besteht, seinen Memory-Chip in die kybernetischen Einheiten von Santos einzubauen – womit eine Kombination aus Mensch und Maschine entsteht, die endgültig den Verstrickungen um die Droge auf die Spur kommt…

Isaac Asimov meets Blade Runner: in einer vollständig düsteren Zukunft, die von korrupten Politikern, Polizisten und Konglomeraten beherrscht wird, ermittelt ein Hard Boiled Detective – das kennen wir von Rick Deckard. Das dynamische Duo aus menschlichem Schnüffler und Robot-Helfer bringt eine Hommage an die Romane „The Caves of Steel“ und „The Naked Sun“ hinzu, in der der Prophet der künstlichen Intelligenz Asimov aufbauend auf seinen drei Gesetzen der Robotik wunderbare Detektiv-Geschichten im Stile von Raymond Chandler und Dashiell Hammett in eine eher düstere Zukunftsvision verpackte.
Diese furiose Mischung gerät in der Feder des südamerikanischen Gespanns Claudio Alvarez (Chile) und Geraldo Borges (Brasilien) zu einer wilden Fahrt, die optisch standesgemäß im Cyberpunk-Stil nebst „Used Look“ finster inszeniert ist, wobei auch ein wenig Humor nicht fehlen darf: die Robot-Einheiten sind zutiefst überzeugt, dass ihre KI nie irrt, und vor allem C-Cilia möchte am liebsten auf der Stelle jede zwielichtige Gestalt verhaften, die Santos als Informationsquelle anzapft. Somit ein weiteres spannendes Projekt aus dem neuen Hause MarGravio, das mit einem kleinen Story-Nachschlag und einer Skizzengalerie sowohl als Soft- als auch als Hardcover (s. links) zu haben ist. (hb)
The Last Detective
Text & Story: Claudio Alvarez
Bilder: Geraldo Borges
96 Seiten in Farbe, Softcover
MarGravio Verlag
18 Euro
ISBN: 978-3-910932-12-8