
Bamako, heutige Hauptstadt Malis, im Januar 1941. Nach dem gänzlich missglückten Überfall auf den Zug sind die Goldreserven Belgiens noch immer in der Hand der Deutschen. Dennoch plant das verwegene Trüppchen unter Capitaine Jean Beyney weiterhin, das Gold wieder zu beschaffen: Paul Sudrie, der trinkfeste Mechaniker, ist inkognito an Bord des Zuges, während Dickens, der mysteriöse Einheimische, im Hintergrund die Fäden spinnt. Beyney zur Seite steht der Engländer Nurmi, ein Lieutenant, der gerne wie einst Lawrence von Arabien das Kopftuch trägt. Und dann ist da noch der Neue, der Belgier Joost von der Meuleen, offenbar ein recht schräger Vogel. Gemeinsam verfolgen sie die Reise des Goldes, die in Bamako vorerst pausieren muss. Denn der Niger, auf dem das Gold eine weitere Etappe transportiert werden soll, führt zu wenig Wasser. Genug Zeit also, um auf beiden Seiten neue Pläne zu schmieden…
Eine kuriose Situation: Mitten in Afrika steht die weitere Finanzierung eines Weltkrieges auf dem Spiel. Ein brisantes Spiel, das weit abseits vom Kriegsgeschehen nur einige wenige Weiße betreiben. Die Deutschen haben zwar das Gold, das hier aber eher wie ein Klotz am Bein wirkt. Mehrere Tausend Kisten, deren Transport heim ins Reich auf dem Seeweg oder gar in der Luft zu gefährlich ist. Also wählt man den beschwerlichen Landweg. Gegenspieler sind Jean Beyney und der Deutsche Reichskommissar Heinrich von Becker. Beide sind sich tatsächlich nicht unsympathisch und zeigen Respekt voreinander. Und bald wird klar, dass von Becker nicht unglücklich darüber ist, vom Krieg so weit entfernt zu sein, weshalb ihm die Verzögerung des Weitertransports nicht gerade ungelegen kommt.

Konkurrierten im ersten Band noch die verschiedenen Mächte um das Gold – Franzosen (Vichy-Treue wie auch Gaullisten), Briten und Deutsche, samt Auftritten von Churchill und de Gaulle – geht es nun darum, das Gold wieder unter eigene Kontrolle zu bringen. Fünf Mann, ein wilder, zumindest teilweise idealistischer Haufen, der vor einer schier unlösbaren Aufgabe steht und dennoch alles versucht. Natürlich inklusive diverser Überraschungen, da der ein oder andere ein falsches oder doppeltes Spiel spielt. Die Handlung ist fiktiv, die Reise des Goldes dagegen nicht. Und historisch untermauert wird die Story zusätzlich von Szenen, die auf Nebenschauplätzen spielen, wie die Klage gegen die Bank von Frankreich oder die Gespräche zwischen König Leopold III. und General von Falkenhausen, dem damaligen Befehlshaber der belgischen Militärverwaltung.
So erweist sich die Story des Zweiteilers von Pierre Boisserie und Philippe Guillaume v.a. in diesem Band als spannend inszeniert, als Mixtur aus Fiktion und tatsächlichen Ereignissen, gewürzt mit griffigen Dialogen und einem würdigen, explosiven wie aufräumenden Showdown. Der Zeichenstil ist ungewöhnlich, vielleicht auch gewöhnungsbedürftig oder zumindest eigen: Stéphane Brangier gestaltet den Zweiteiler mit einem kräftigen, dicken Tuschestrich und feinen, farblichen Abstufungen, wodurch plastische Bilder entstehen, v.a. was Gesichter und Mimik der Figuren betrifft. Auch von diesem Band existiert eine direkt beim Verlag erhältliche, auf nur 99 Stück limitierte Vorzugsausgabe, mit einem von Brangier exklusiv angefertigtem Cover (siehe links) und einem signierten, nummerierten Druck. (bw)
Das Gold der Belgier, Band 2
Text & Story: Pierre Boisserie, Philippe Guillaume
Bilder: Stéphane Brangier
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Blattgold GmbH / Zack Edition
22 Euro
ISBN: 978-3-949987-26-7