Khaal, Band 2 (Splitter)

März 6, 2014

Khaal, Band 2: Zweites Buch

Unzweifelhaft steht fest, dass der mächtige Khaal alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse ist. Ganz im Gegenteil, einen Gewaltherrscher über das futuristische Gefängnis E.T.H.E.R. haben wir in Band 1 dieser Reihe kennengelernt, der rücksichtslos alles und jeden plattmacht, der sich ihm in den Weg stellt. Der fliegende Knast ist längst vergessen vom Reich Empyrion, das ihn einst erbaute, und Khaal war gerade eben dabei, die dort lebenden drei Rassen nebst seiner ungeliebten Brüder geschickt in einen Krieg gegeneinander zu führen, um vollkommen unangefochtener Alleindiktator sein zu können. Da überfällt plötzlich ein gewaltiges, weltenfressendes Oger-Schiff Khaals Domizil, angelockt von gewaltigen psychischen Schwingungen, die auch den Potentaten immer wieder heimsuchen. Die darin angereiste Königin, die ihn eigentlich zu ihrem Schoßhündchen machen wollte, bringt Khaal kurzerhand um und macht sich mit dem monumentalen Riesenraumer auf Zerstörungstour durchs Universum – immer auf der Suche nach der Welt, die ihn in seinen Visionen zu sich ruft.

Hier setzt nun der zweite und letzte Band ein, der weniger erzählend als eher panoramahaft schildert, wie Khaal auf seiner Reise ganzen Planeten die Lebenskraft raubt, ihre Völker versklavt und sodann die eroberte Welt dem Oger-Schiff sprichwörtlich einverleibt. Dort entstehen dann bizarre Landschaften, in denen sich in idiosynkratischer Ansammlung Architekturen, Kunst und Maschinen neu angeordnet zu einer ganz eigenen Mischung verbinden. Durch diese Welt wandern die beiden Brüder Khaals, die – dank ihrer innigen parapsychologischen Verbindung –  die einzige Gefahr für den Imperator darstellen: wenn sie sterben, stirbt er unweigerlich mit. Das wollen sich einige Aufständische zu Nutze machen und die beiden reuigen Pilger entführen. Nachdem wir den Kollegen mittlerweile bestens einschätzen können, wundert es nicht, dass dieser Plan gehörig in die Hose geht und in der vollkommenen Zerstörung aller Fluchtversuche endet. Angeregt durch ausgiebiges Begatten von Damen der Psychocog-Rasse, gelingt es Khaal schließlich tatsächlich, die Welt auszumachen, die er nicht ausrotten muss, weil sie ihm wesensverwandt ist und ihn deshalb als Gott sehnsüchtig erwartet.

Wenn man sich auch nur halbwegs im Science Fiction Kanon zurechtfindet, dürfte ab der Hälfte des Bandes mehr als absehbar sein, auf welche Welt der Wüterich denn zusteuert (kleiner Hinweis? Die gleiche Erkenntnis hatte schon Charlton Heston, als er am Strand um eine halb im Sand vergrabene Statue herumsprang), und wo genau er sich so zu Hause und wohl fühlt, weil das dort lebende Völkchen eben so brutal, verachtend und alles erobernd ist wie er. Obwohl also die Story in Band 1 etwas dichter und wendungsreicher war, überzeugen dieses Mal die breitflächigen Tableaus von Valentin Sécher insbesondere in den nahezu surreal anmutenden Panoramen der verschlungenen Welten, die sich ewig wandeln und dadurch dem Weltschiff neue Wachstumsenergie verleihen. Die Gewalt- und Sex-Szenen bieten teilweise starken Tobak, der allerdings nie den Rahmen der Story sprengt und zum Selbstzweck wird. Insofern eine Space Opera für Erwachsene, deren Twist am Ende nicht ganz unerwartet kommt. (hb)

Khaal, Band 2: Zweites Buch
Text: Stéphane Louis
Bilder: Valentin Sécher
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
13,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-574-8

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