Flatstone. Eine Perle in New Mexico. Zumindest für Frau Winkler und ihre Nazi-Schergen, die in dem abgelegenen, trostlosen Kaff in aller Ruhe ihren genetischen Experimenten an Menschen nachgehen können. Inzwischen ist Hilfssheriff Betty Maloney in ihrer Hand, gefangen in dem verborgenen Labor-Komplex unter dem Valhalla Hotel. Jetzt bewegt sich eine Nazi-Kolonne, bestehend aus den deutsch-stämmigen Schweinefarmern ganz offen und unverblümt auf das Hotel zu, um Frau Winkler zur Hilfe zu eilen. Doch auch die Gruppe um Sheriff Bronco und dem Waffennarr El Loco ist inzwischen gewappnet. Neben den Kampfhubschrauber überrascht der Sheriff mit einem Ford Falcon Interceptor nach Mad Max Art. Und inzwischen wissen wir, dass Tischtennis-Coach Malone in Wahrheit ein FBI Agent ist. Oder? Auch Zawalski, der biedere Bürohelfer und ehemalige Pädophile, hat eine Überraschung parat. Es wird nicht die letzte sein.
Der Band, der gleichzeitig den Abschluss des Dreiteilers darstellt, wechselt wie gewohnt zwischen skurrilen Gesprächen und Dialogen (wie der zwischen Zawalski, als er dem Sheriff im Auto sein Geheimnis enthüllt) und wilden, schon absurden Action-Sequenzen und Baller-Orgien, für die gerne El Loco sorgt, mit dessen Waffenarsenal man eine komplette Armee bestücken könnte. Wie erwartet packen Fabien Bedouel und Patrice Perna hier die massive Nazi-Keule aus, was der ohnehin schon überspitzten Story eine groteske Note verleiht. Eben wenn „Frau Winkler“ in Nazi-Uniform vor einer Handvoll Getreuen über ein „viertes Reich“ schwadroniert und sich dabei Hitlers Gestik bedient, was gleichzeitig an Chaplins Parodie in „Der große Diktator“ erinnert . Nach und nach überraschen fast alle Protagonisten, sei es der biedere und dauergenervte Sheriff mit seinem PS-Boliden oder El Loco, für den die ganze Sache äußerst persönlich ist.
Schräger Humor. Verschrobene Figuren. Religiöse Eiferer und Hetzer. Rassisten. Waffenfreaks (El Loco ist nicht der einzige) und ein schweigsames Tischtennis-Talent. Mit dem Finale ihrer Skurrilitäten-Schau treiben es Bedouel und Perna noch einmal ein Stück weit mehr auf die Spitze. Durch die Nazi-Folkore, die hier von künstlichen Herrenmenschen bis Wunderwaffen vollumfänglich aufgefahren und gleich durch den Kakao gezogen wird, erhält der Band einen massiven Trash-Faktor, natürlich wieder inklusive Tarantino-Touch und direkten oder indirekten Bezüge zu Filmen wie „Mad Max“ oder „Apocalypse Now“. Die Action ist furios und in klaren Bildern inszeniert, die Nazis kriegen ihr Fett weg, wie das sein muss, aber am Ende lassen Bedouel und Perna tatsächlich ein Hintertürchen für eine mögliche Fortsetzung offen. (bw)
Valhalla Hotel, Band 3: Overkill
Text: Fabien Bedouel, Patrice Perna
Bilder: Fabien Bedouel
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
17 Euro
ISBN: 978-3-96792-276-9