Heiss her ging es bei der 1966er Auflage des damals schon traditionsreichen Rennens Indianapolis 500 (oder kurz Indy 500). Nicht nur wegen des Crashs kurz nach dem Start, bei dem gleich elf Wagen ausschieden. Auch darüber, wer das Rennen am Ende anführte, gab es Diskussionen und Unklarheiten. Und letztlich wurde mit Formel 1 Weltmeister Graham Hill nach 39 Jahren erstmals wieder ein Renn-Neuling zum Sieger gekürt. Was die Wikipedia Einträge und die offiziellen Quellen verschweigen ist die Rolle des Vaillant-Rennstalls und die einer jungen Frau, die ein bestimmtes, nicht gerade ehrenhaftes Ziel verfolgt…
Aber zurück zum Rennen: Michel Vaillant und sein Kumpel und Kollege Steve Warson bereiten sich auf das große Event vor. Die Autos wollen auf die extreme Belastung feinabgestimmt werden (immerhin 800 km in 200 Runden und 3,5 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 230 km/h). Und dann steht die komplexe Qualifikation ins Haus, ehe das Rennen mit den 33 zugelassenen Wagen überhaupt starten kann. Während einer Pause treffen Michel und Steve auf eine junge Frau, die gerade von zwei wenig vertrauenserweckenden Typen in ein Auto gezerrt wird. Michel und Steve klären die Situation und engagieren die sympathische Dame namens Rhona, die ihnen eine wilde Geschichte erzählt, als Zeitnehmerin für ihr Training – der Job ist gerade frei geworden. Dennoch scheint Rhona etwas zu verheimlichen, etwas, das vielleicht auch mit dem turbulenten Rennen zu tun hat…
Michel Vaillant, von Jean Graton bereits 1957 erdacht, ist ein Zack-Held der ersten Stunde, mit einer langen Publikationsgeschichte in Deutschland. Aktuell, bzw. in jüngster Zeit gilt: Im Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag wurden die 70 (!) Alben der Ur-Serie veröffentlicht, gefolgt von neun Alben einer „Staffel 2“. Die 70 Alben werden gegenwärtig in einer Gesamtausgabe der Egmont Comic Collection neu aufgelegt (aktuell gibt es acht Bände), eine weitere Gesamtausgabe der „Staffel 2“ ist ab September bei Blattgold im Rahmen der Zack Edition geplant. Dort erscheint nun auch „Michel Vaillant Legenden“, also eine dritte Reihe, die in der Vergangenheit der Serie und deren Helden spielt und in der Rennklassiker im Mittelpunkt stehen. Demnächst erscheint in Frankreich ein zweiter Band, der 1971 während des Großen Preises von Monaco spielt.
Das Besondere und Faszinierende an der Serie war schon immer die Einbindung der Vaillant-Fahrer in das tatsächliche, reale Renngeschehen. Viele bekannte Rennfahrer waren und sind als Konkurrenten dabei, dazu kam die detailgetreue Wiedergabe der Rennstrecken und natürlich der Rennwagen (bis auf die Vaillantes, das waren Eigenkreationen Gratons). Die Idee, vergangene Rennklassiker und deren Auflagen in abgeschlossenen Geschichten wieder aufleben zu lassen, um dort den Vaillant-Rennstall quasi mit einzubinden hat definitiv etwas für sich. Auch ganz in der Serientradition werden hier akribisch die Renn-Vorbereitungen, Trainings und Qualifikationen geschildert und natürlich darf dabei eine Runde aus der Cockpit-Perspektive nicht fehlen, wobei die alten Sechziger Jahre Rennwagen eine schöne Retro-Atmosphäre vermitteln.
Abzüge in der B-Note gibt es bei der Darstellung der Figuren. Zwar steht der feine Strich von Zeichner Vincent Dutreuil ganz in der Tradition des Serienbegründers Jean Graton, anders als der von Marc Bourgne (u.a. „Der Rote Korsar“, „Frank Lincoln“), der das Gros der Alben aus der „zweiten Staffel“ gestaltete. Dennoch sehen einige Figuren etwas hakelig aus, wobei die realen Fahrer um Graham Hill gut getroffen sind. Der Band erscheint parallel in einer auf nur 99 Exemplare limitierten und bereits vergriffenen Vorzugsausgabe mit alternativem Cover (siehe oben rechts). Der nächste Boxenstopp folgt dann in Monaco. Wir sind wieder dabei! (bw)
Michel Vaillant Legenden, Band 1: In der Hölle von Indianapolis
Text & Story: Denis Lapière
Bilder: Vincent Dutreuil, François Cerminaro (Farben)
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Blattgold GmbH / Zack Edition
20 Euro
ISBN: 978-3-94998-709-0