Katchoo (die eigentlich Katina Choovanski heißt) und Francine sind beste Freundinnen und wohnen schon lange zusammen in einer WG. Katchoo ist unglücklich in Francine verliebt, aber die liebt Freddie. Und der ist ein echter chauvinistischer Trottel. Dann taucht quasi aus dem Nichts auch noch David auf, lernt Katchoo kennen und ist sogleich vernarrt in sie. Später wird David für eine große Überraschung sorgen. Doch bis dahin entwickelt sich ein buntes Beziehungs-Hinundher, das stets für Verwirrung und Mißverständnisse sorgt. Katchoo mag Männer nicht, daher ist David chancenlos. Doch der gibt nicht auf und scheint einmal beinahe erfolgreich zu sein. Die Beziehung zwischen Francine und Freddie endet dramatisch und enttäuschend und löst bei ihr unkontrollierte Ess-Attacken aus. Und klar, mit Francine und Katchoo wird’s natürlich auch nix. Die hat übrigens eine beachtliche Leiche im Keller. Denn Gangsterchefin Darcy Parker, mit der Katchoo in grauer Vorzeit zusammen war und für sie gearbeitet hat, will noch ein ziemlich großes Hühnchen mit ihr rupfen…
Der Verlag bewirbt die Reihe als Comic-Seifenoper. Das kann man so stehen lassen, aber Strangers in Paradise ist doch noch mehr. Sicher spielt das scheinbar unentwirrbare Beziehungsgeflecht zwischen den einzelnen Charakteren eine große, unterhaltsame Hauptrolle. Dazu sorgt die dunkle Vergangenheit Katchoos für Thriller-/Krimi-Elemente, die immer wieder in die Story eingreifen. Komik und Tragikomik äußern sich in geschliffenen Dialogen und ausdrucksstarken Gesichtern. Auch groteske Situationen wie die verkorkste Hochzeit von Freddie sind dabei. So ist die Handlung mal traurig, mal lustig, mal melancholisch, mal dramatisch. Aber eines nie: langweilig. Was auch den Zeichnungen zu verdanken ist. Denn Moore entwickelt mit der Zeit einen wunderbaren eleganten, runden schwarz-weiß Strich. Und dann sind da noch die gestalterischen, comicfremden Elemente, die die Reihe sichtlich aufwerten: Illustrierte Prosa-Seiten, die die Story weiterführen, Songtexte (auch mal mit Notenblatt) und Lyrik als Leitmotive, die konsequenterweise nicht übersetzt und im Original belassen wurden.
Die Erstveröffentlichung (nur ein Teil, beileibe nicht die komplette Serie) erfolgte vor Jahren bei Speed/Tilsner in neun Prestigeheften, die in teilweise langen Abständen erschienen (1995-2003), was dem Lesefluß nicht gerade dienlich war. Jetzt bringt Schreiber & Leser die Reihe erstmals komplett als Gesamtausgabe in sechs dicken Bänden im Kleinformat heraus. Band zwei wurde dieser Tage bereits veröffentlicht. Beste Unterhaltung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. (bw)
Strangers in Paradise, Band 1
Text & Bilder: Terry Moore
344 Seiten in schwarz-weiß, Softcover im Kleinformat
Schreiber & Leser
16,95 Euro
ISBN: 978-3-943808-15-5