RIP, Band 2 (Splitter)

März 6, 2023
RIP, Band 2: Maurice - Die Fliegen folgen immer dem Aas (Splitter Verlag)

Nachdem in Band 1 Derrick im Fokus stand, rückt nun Maurice in den Mittelpunkt des Geschehens. Zur Erinnerung: Die beiden werten Herren sind Teil einer zwielichtigen Truppe, die die Wohnungen und Häuser von Verstorbenen ausräumt, die keine Angehörigen oder Erben haben. Wobei das Ausräumen bereits beginnt, ehe die Verblichenen abgeholt werden. Entsprechende Tipps bekommen die ominösen Chefs jener „Agentur“ offenbar über offizielle Kanäle. Von dem wortkargen und mürrischen Maurice wissen wir bereits, dass er der Älteste in der Truppe ist und seit 30 Jahren den bisweilen ekligen Job schon macht. Und er hat wohl Krebs. Zuerst geht die Reise zurück in Maurice‘ Vergangenheit. Die hat es in sich, denn Maurice heißt eigentlich Marcello Loretti und hatte als veritabler Gangster so einiges auf dem Kerbholz, ehe ihn diverse tragische Umstände und die Polizei zu einer massiven Kehrtwendung zwangen…

Der Witz an der Reihe ist, dass die Bände zu einem großen Teil parallel erzählt werden. Dabei steht in jeder Ausgabe eine andere Figur im Mittelpunkt. Zuerst wird dann der Werdegang dieser Figur geschildert, bis schließlich der stets gleiche Erzählzeitraum abgedeckt wird. So werden Verhaltensweisen und Motive der Personen nach und nach erklärt, die einen Band vorher noch rätselhaft erschienen. Wie jetzt bei Maurice, der hier von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt wird – mehr verraten wir nicht. Neben den gerne makabren und gruseligen Todesfällen samt deren Ursachen (Beispiel gefällig: Ein Puppensammler, der beim Gewichtheben im Minirock von seiner Hantel erschlagen wurde) schildert Autor Gaet’s (d.i. Gaëtan Petit) sorgfältig und mit Blick aufs Detail die gleichen Szenen teilweise mit identischen Dialogen aus leicht veränderter Perspektive, hier eben aus dem Blickwinkel von Maurice (der beispielsweise keine Ahnung hat, was Derrick in Band 1 im Schilde führte).

Die morbide Atmosphäre, zu der natürlich in erster Linie die diversen „Arbeitsplätze“ der Truppe beitragen, ist das eine, die Charaktere, allesamt Loser mit seltsamen Marotten und unsympathischen Eigenschaften, das andere – so fährt Dédé, der mürrische und notorisch misstrauische Lagerverwalter, in einem echten David Lynch Moment mit einem Rasenmäher durch die Gegend. Und klar scheint auch: Wer hier Happy Ends erhofft, liest definitiv die falsche Serie. Denn hier tun sich immer wieder Abgründe auf, hier sind Tragik und Tod Stilmittel und fester Bestandteil. Auch Band 2 ist clever erzählt und von Julien Monier passend gestaltet. Die schrägen Personen sind fein überzeichnet, auch die Nebenfiguren, wie die beiden Polizisten (good cop, bad cop) und die Farben unterstützen die Loser-Tristesse und die finstere, unheilvolle Grundstimmung. Band 3 (von 6) erscheint im Juni. Hier wird Ahmed im Mittelpunkt stehen, über den schon hier einiges ans Licht kommt, was die Neugier weckt. (bw)

RIP, Band 2: Maurice – Die Fliegen folgen immer dem Aas
Text & Story: Gaet’s
Bilder: Julien Monier
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro

ISBN: 978-3-96792-342-1

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