Schon seit einer gefühlten Ewigkeit führen die Völker zweier Planeten einen erbitterten Krieg. Ein Krieg, der längst nicht mehr in der Heimat, sondern auf anderen Welten stattfindet. Eine davon nennt sich Kluft. Dort fanden zwei Soldaten, ein Mann und eine Frau, aus den verfeindeten Lagern zueinander. Unter welchen Umständen wissen wir noch nicht. Aber die Beziehung muss glücklich sein und schon eine Weile halten, denn just zu Beginn der Serie kommt das Kind der beiden – ein Mädchen –zur Welt. Der Mann heißt Marco (trägt Hörner), die Frau Alana (trägt Flügel), das Kind (trägt beides und ist der eigentliche Erzähler/Kommentator der Handlung) heißt Hazel.
Gleich nach der Geburt von Hazel muss das Paar flüchten. Die heimliche Verbindung ist den Regierenden beider Fraktionen natürlich ein Dorn im Auge. So etwas darf und kann nicht vorkommen und gefährdet die Moral der dauer-kämpfenden Truppe. Dazu kommt noch, dass Marko jeglicher Gewalt abgeschworen hat… So hetzt die eine Seite der jungen Familie einen Freelancer (= Kopfgeldjäger) auf sie, oder besser gleich zwei. Die andere Seite befiehlt einem Prinzen, der statt Kopf einen Monitor trägt (!) die Jagd auf Marco, Alana und Hazel. Und dann sind da noch die unbeschreiblichen Gefahren, die auf Kluft lauern und eine Landkarte, die zur Flucht verhelfen kann.
Da haben wir jetzt also ein Volk, das Flügel hat. Wir haben eines mit Widderhörnern auf dem Kopf, das Magie beherrscht. Dann gibt es die lustige Gruppe mit Monitoren als Köpfe (richtig, das ist skurril, v.a. die Sexszene dazu). Insektenartige Lebewesen sind auch dabei, ebenso wie Katzen, die Lügen erkennen und reden, von ermordeten Jugendlichen, die als Geister herum schwirren, ganz zu schweigen. Ein seltsames Völkchen, das dieser Band beherbergt. Vaughan lässt seiner Fantasie ganz offensichtlich freien Lauf und kreiert nach und nach eine komplett neue Science-Fiction Welt.
Bei den Zeichnungen stehen ganz klar die handelnden Personen im Fokus. Hintergrunde werden farblich angedeutet, ohne Tusche, und nur dann etwas mehr ausgearbeitet, wenn dies nötig erscheint. Die Gesichter dagegen sind sehr markant und deren Mimik vorzüglich getroffen, was vor allem bei Alana auffällt, die daneben auch mit ihrem trockenen Humor und dem Umgang mit Marko für das ein oder andere Schmunzeln beim Leser sorgt. Bei der Story fehlt mir noch etwas Tiefgang. Zu schnell folgt eine Situation der anderen. Aber die Figuren und die sie umgebende Handlung sind sehr originär. Ideen wie das hölzerne Raumschiff punkten. Gedanken wie „das kenn ich von xy“ kommen beim Lesen nicht auf. Trotzdem muss sich die mit drei Eisner Awards und dem Hugo Award ausgezeichnete Mischung aus Lovestory, Fluchtdrama, Fantasy und natürlich Science Fiction noch beweisen. Potential ist da, immerhin ist mit Brian K. Vaughan der geniale Autor von Ex Machina und Y-The last Man an Bord. Interesse genug entfacht sie jetzt schon, denn es werden viele Fragen aufgeworfen, die auf Band 2 neugierig machen. (bw)
Saga, Band 1
Text: Brian K. Vaughan
Bilder: Fiona Staples
160 Seiten in Farbe, Hardcover
Cross Cult
22 Euro
ISBN: 978-3-86425-187-0
