Chew, Band 6 (Cross Cult)

August 19, 2013

Chew, Band 6: Space Kekse

Auftakt eines neuen Zyklus‘, wenn man so will. In dem der bekannte ‚Hauptakteur‘ Tony Chu nur eine Nebenrolle spielt. Bisher. Denn der liegt aufgrund der Vorkommnisse im letzten Band arg lädiert im Krankenhaus und wird dort u.a. von seiner Schwester regelmäßig besucht. Die heißt auch Toni, mit i. Eigentlich aber Antonelle. Und um die lebenslustige Toni dreht sich dann auch dieser Band.

Zwischenspiel: Fleißige Leser kennen die verrückte Chew-Welt, für alle anderen ein kurzer Einblick: nachdem der Vogelgrippe 23 Millionen Amis zum Opfer gefallen sind, sind alle Arten von Geflügel strengstens verboten. Die FDA (Food and Drug Administration), der Tony Chu angehört, wacht über dieses Verbot. Eine Art Essenspolizei. Dazu kommt, dass viele der Hauptpersonen besondere Fähigkeiten haben (der Begriff Superheld würde aber zu weit gehen). So ist Tony ein Cibopath, er kann die Geschichte dessen, was er ißt, nachverfolgen. Nicht immer angenehm, wenn man beispielsweise auf toten Zehen rumkauen muss… Seine Schwester Toni ist eine Cibovoyante (ja, coole Namen, gell?). Wenn sie einen Menschen beißt, kann sie dessen Zukunft sehen. Dann gibt es noch Leute, die Essen so beschreiben können, dass man es schmeckt, bzw. Verlangen danach bekommt. Die Bilder malen, die beim Ablecken nach dem gemalten Essen schmecken und noch mehr verrücktes Zeug. Alles dreht sich ums Beißen und ums Essen. Der Serientitel passt also. Tonys und Tonis Nachname auch.

Nun also Toni. Die arbeitet bei der NASA, die, nachdem am Himmel diese seltsamen Zeichen erschienen – ein bisher in der Serie ungeklärtes Phänomen – eine mächtige Exekutivbehörde wurde. Zuerst hilft sie ihrem älteren Bruder Chow, einem berühmten TV-Koch und holt dessen Rezeptbuch zurück. Dann verschwindet ein bekannter Maler (der mit den schmeckenden Bildern). Später arbeitet Toni mit Tonys Kollegen zusammen: mit Agent Valenzano (ein herrlicher Running Gag: ständig überlegt er, wo er Toni bereits gesehen hat), mit John Colby und dessen neuem Partner, dem ultimativen Kampfhahn Poyo (!). Man klärt diverse Fälle um explodierende Kühe (!!) – herrlich makaber, und einen dubiosen Schönheitssalon. Langsam wird klar: der Vampir steckt hinter den Vorfällen um entführte Künstler mit besonderen Fähigkeiten. Dann willigt Toni sogar ein, die Frau ihres Chefs Paneer zu werden… Dazwischen geschoben ist eine köstliche Episode um den Gockel Poyo, der in England einen verrückten Wissenschaftler zur Strecke bringt, der Schafe auf das Königreich regnen lassen will. Am Ende schließ Poyo mit den Hoschis (!!!) Freundschaft. Hoschis sind eine Mischung aus Frosch und Huhn, die geschaffen wurde, um das Hähnchen Verbot zu umgehen.

Es ist offensichtlich: schräger und abseitiger Humor wird hier großgeschrieben. Dazu gehören nicht nur die richtige Story, sondern auch die Bilder dazu. Und die passen wie die Faust aufs Auge, bilden eine wunderbare Einheit mit der Story. Chew von einem anderen Zeichner? Unvorstellbar. Siehe The Walking Dead oder The Goon. Realismus wird erfreulicherweise klein geschrieben. Guillorys Stil ist kantig, schräg wie die Story, geht eher in Richtung Funny. Und trotzdem, wie Autor Layman im Interview erwähnt, jedes Panel, jeder Gesichtsausdruck stimmt hier, nicht ist zu viel, nichts zu wenig.

Schon die Prämisse, dass Geflügelverzehr strengstens untersagt ist und bekanntlich macht das Verbotene ja erst recht Appetit – auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Die Storys und Zyklen sind teilweise abgeschlossen, trotzdem gibt immer wieder auftauchende Elemente, wie den mysteriösen Vampir, die die Handlung vorantreiben und den Leser an den Seiten kleben lassen. Aber Vorsicht, liebe Leser! Bei all dem schrägen Humor, bei aller Skurrilität der Handlung, die man bisher gewohnt ist und die über die vergangenen Bände ständig zunahm (Stichwort Poyo): hier wird’s dramatisch. Denn von einer der Hauptpersonen müssen wir uns hier verabschieden… Von wem wird natürlich nicht verraten – selbst lesen ist angesagt! (bw)

Chew, Band 6: Space Kekse
Text: John Layman
Bilder: Rob Guillory
140 Seiten in Farbe, Kleinformat, Hardcover
Cross Cult
16,80 Euro

ISBN: 978-3-86425-131-3

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