Batman/Superman: Freunde und Feinde (Panini)

Februar 24, 2016

Batman/Superman: Freunde und Feinde (Panini)

Gotham City, Anfang des neuen Jahrtausends: Superman sucht Batman in dessen Heimat auf, um ihm eine brisante Nachricht zu überbringen: der besser als Metallo bekannte John Corben hielt sich zur Zeit, als Bruce Waynes Eltern ermordet wurden, in der Stadt auf, und verschiedene Indizien sprechen dafür, dass er durchaus als Mörder von Batmans Eltern in Frage kommt. Das sitzt tief, aber bevor sich das alte Spitzohr so richtig in Rage reden kann, taucht ein ganz anderes Problem auf: aus einer Schallröhre tritt nämlich… Superman selbst, sichtlich gealtert, und mit einem klaren Ziel vor den hitzeblick-geröteten Augen: sein jüngeres Alter Ego zu töten, um, so behauptet es diese künftige Ausgabe des Stählernen zumindest, damit die Erde zu retten. Dank Kryptonit schlägt man den Angreifer in die Flucht, aber bald stellt sich heraus, dass an den düsteren Prophezeiungen vielleicht doch etwas dran ist. Denn ein Meteor aus purem Kryptonit rast auf die Erde zu, was Präsident Lex Luthor (jaja, der war zu der Zeit Chef!) flugs zum Anlass nimmt, Superman als den Missetäter auszumachen – aus welchem Grund sollte denn ein Brocken des Heimatplaneten des Stählernen sonst stur Kurs auf seine Exilwohnstatt halten?

Und damit sein Argument noch griffiger wird, setzt er eine Milliarde Kopfgeld auf den größten Helden aus, den die Menschheit je ihr eigen nennen durfte. So haben Superman und im Gefolge auch Batman, die sich Luthor natürlich vorknöpfen wollen, bald alle Superschurken an den Hacken, die das DC-Universum hergibt, von Silver Banshee über Mongul und Solomon Grundy bis hin zu Gorilla Grodd. So weit so zu erwarten, aber dann schickt Luthor auch noch seine eigene linientreue Gefolgschaft um Captain Atom und den tumben Major Force ins Rennen. Den beiden, zum Staatsfeind Nr. 1 erklärten ehemaligen Helden gelingt es jedoch, alte Freunde wie Green Lantern, Power Girl und Black Lightning auf ihre Seite zu ziehen – aber dann greift die Justice Society ein und schickt Hawkman und Shazam ins Feld, um die angeblich brandgefährlichen Verbrecher zu kassieren. Luthor lockt derweil durch einen Trick die letzten Getreuen (inklusive den stählernen Vierbeiner Krypto!) in eine Falle und kocht auch anderweitig sein ganz eigens, kryptonit-geschwängertes Süppchen. So sieht es langsam ganz, ganz düster aus für die Superfreunde, und da ist immer noch der Meteor, der auf die Erde zurast…

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Freundschaften sind immer dann spannend, wenn die Beteiligten nicht unbedingt vom gleichen Schlag sind – was bei einem der elementarsten Team Ups, das das DC-Universum auf Lager hat, nun wirklich stimmt. Auf der einen Seite der strahlende Gutmensch-Alien, der für Wahrheit, Gerechtigkeit (und den American Way) steht, ein Daueroptimist und Lebensbejaher. Auf der anderen der düstere Rächer, der allzu menschliche Detektiv, der alles buchstäblich schwarz sieht und wahlweise seine eigenen oder andere Dämonen jagt. Dass Superman und Batman eigentlich so gut zusammenpassen wie Hund und Katz, interessierte bis zur Crisis On Infinite Earths 1985 allerdings eher weniger. Seit der ersten Ausgabe von World’s Best Comics 1941 (der Serie, die in nahezu jeder Ausgabe Superman und Batman zusammen auftreten ließ und später zu World’s Finest Comics mutierte, die bis 1986 erschien) wurden ihre Zusammentreffen, auch in der Gerechtigkeitsliga oder ihrer gemeinsamen Dauerpräsenz in den 70ern, als sie im Ehapa-Verlag schon titelgebend im Zweierpack zu haben waren, stets harmonisch-kumpelhaft dargestellt.

Spätestens mit der Krise auf den Parallelwelten, aber insbesondere seit Frank Millers Dark Knight-Meilenstein, der das DC-Universum in den Grundfesten erschütterte, änderte sich das radikal – in Millers düsterer Dekonstruktion des Heldenmythos erschien Superman 1986 als lächerliche Marionette der USA, die auf den Vigilanten Batman angesetzt wird (was der endlich demnächst anlaufende, epische Streifen ‚Dawn Of Justice‘ ja seitenverkehrt als Handlungsgrundzug übernimmt). Für den Start der seinerzeit neuen DC-Serie Superman/Batman, die als Nachfolge zur World’s Finest-Reihe als Dauer-Team Up konzipiert war, legte Starautor Jeph Loeb (der schon für die Batman-Klassiker ‚Hush‘ und ‚Das lange Halloween‘ verantwortlich zeichnete) 2003 dann auch den Schwerpunkt ganz bewusst auf den Gegensätzen, die sich in der Zusammenarbeit der Helden unübersehbar auftun und sich doch zu einem letztendlich unüberwindbaren Ganzen zusammenfügen. Als zentrale Stilmittel dienten dabei die parallelen inneren Monologe der beiden Figuren, die nach einem bewährten literarischen Muster das gleiche Ereignis jeweils aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln betrachteten und auch gerne über einander sprachen. Supermans grenzenloser Optimismus, teilweise eng an der Naivität entlang schrammend, steht dabei als Kontrapunkt zur chronischen Miesepeterei Batmans, der überall nur Unbill vermutet.

Die Wahrheit, so die mitschwingende Botschaft, liegt in der Mitte, diese beiden Extrempole funktionieren deshalb als Team, weil sie sich zu einer Mischung ergänzen, die den anderen jeweils komplettiert und seine Schwächen ausbügelt. In der hier nochmals neu aufgelegten ersten Storyline treffen wir so ziemlich alle Charaktere wieder, die im DC-Universum in nächster Nähe zu den beiden Titelfiguren stehen, und mit Lex Luthor als Präsident können wir noch dazu den Inbegriff des machiavellistischen Superschurken bestaunen, der die politische Macht so missbraucht, wie es zweifelhafte angebliche Demokraten in der Realität leider teilweise schon längst ebenso vormachen. Eine Tour de Force, die die Psychologie einer spannungsgeladenen Freundschaft anhand einer mitreißenden, weltumspannenden Geschichte erforscht und von Ed McGuinness in leicht funny-haftem, aber höchst dynamischem Stil umgesetzt wird. Panini bringt in diesem Band als Neuauflage die gesamte Storyline, die 2003 als Nr. 1-6 von Superman/Batman erschien und unter dem Titel ‚Public Enemies‘ 2009 schon als Vorlage für eine Direct-to-Video-Animation von DC Comics und Warner Bros. diente. Die Vorfreude auf das Kinospektakel (ab 24. März) dürfte damit weiter geschürt werden… (hb)

Batman/Superman: Freunde und Feinde
Text: Jeph Loeb
Bilder: Ed McGuinness
148 Seiten in Farbe
Panini Comics
14,99 Euro

ISBN: 978-3-95798-663-4

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