Duke, Band 5 (Erko)

Mai 21, 2021

Wortkarg. Stoisch. Stur. Aber blitzschnell und todsicher mit der Waffe. So kennen wir Morgan Finch, alias Duke. In der jüngeren Vergangenheit wurde ihm übel mitgespielt und dennoch stand er immer wieder auf. Jetzt erfahren wir endlich, wie er zu dem Mensch wurde, der er heute ist. Denn nach der unerwarteten Begegnung mit seinem Stiefbruder Manolito plagen Duke immer wieder Erinnerungen aus der Vergangenheit. Wie er und sein Bruder Clem als Kinder in das Waisenhaus kamen, das von Theodore King geführt wurde. Der erkannte in Duke den Killerinstinkt und manipulierte die Brüder von Beginn an. Und der auch nun – das wissen wir inzwischen – als Strippenzieher im Hintergrund fungiert. Gemeinsam mit einem anderen Schurken – womit sich der Kreis zu dem mächtigen Minenbesitzer Mullins und den 100.000 Dollar wieder schließt.

Die Geschichte findet auf drei Ebenen statt: Zuerst sind da Duke und Swift, die sich mit den 100.000 Dollar im Gepäck von Konflikt zu Konflikt durchschlagen müssen und bei diversen Parteien Begehrlichkeiten wecken, was an die epische Jagd Blueberrys auf das Südstaatengold erinnert. Dann die üppigen, im Hermann-typischen Grau-Weiß gehaltenen Rückblenden und schließlich wechselt die Story zu King und seinem Kompagnon, zu denen sich inzwischen die entführte und arg geschundene Peg, die (Ex-) Freundin Dukes, natürlich gänzlich unfreiwillig gesellt hat. Dazwischen sehen wir noch kurz Mullins, der seinen Ruin und den Niedergang seiner Stadt miterleben muss. Aus Gründen. Autor Yves H., Hermanns Sohn, hat den Storybogen damit geschickt erweitert, indem er durch die neu aufgetauchten Hintermänner, die eng mit Dukes Kindheit und Jugend verbunden sind, eine höchst persönliche Note eingebracht hat.

Aber einstweilen muss sich Duke gemeinsam mit dem als Westerner gänzlich ungeeigneten Swift der bitteren Realität stellen. Denn die meuternden schwarzen Kavalleriesoldaten sind dem Duo wieder auf den Fersen, die 100.000 Dollar fest im Visier. Duke steuert daher auf ein bestimmtes Ziel zu, wo er sich auf einen erneuten Showdown mit den Soldaten vorbereiten will. Trotz einiger Klarheiten in der Story bleiben noch etliche Fragen offen. Das größte Rätsel dreht sich dabei um Manolito, jenem grausamen Schutzengel, der im Hintergrund agiert und der über Duke wacht. Offenbar dessen Halbbruder, erfahren wir sonst nichts über ihn. Warum hat er sich von King einspannen lassen? Wie kam es zur Feindschaft mit dem Anti-Westernhelden Duke? Und wie wird es Peg bei King ergehen? Und Eleanor, die wir kurz beim Verlassen der Stadt sehen? Da wird sicher im nächsten Band noch einiges kommen.

Und wie immer: Die Zeichnungen des bald 82-jährigen Hermann. Handkoloriert und wie üblich herausragend. An besten ist Hermann, wenn er mit seinen Farben Atmosphäre erzeugt. Etwa in der Nacht mit dem Lagerfeuer als einzigen Farbtupfer und Lichtquelle. Und das seitenlang, ohne dass die Optik langweilt. Zwischendurch werden die Farben wieder kräftig. Tiefblauer Himmel als Kontrast zu den bizarren Berg- und Felsformationen, dazwischen grüne Bäume – eben die klassische John-Ford-Westernlandschaft. Und Hermann bleibt fleißig: Eine neuer Bos-Maury Band, der erste seit 2012, soll bereits in Kürze erscheinen. Ein Übersetzungs-Kuriosum hat man sich hier dann doch geleistet: Dass sich die Western-Raubeine nun mit „Herr“ statt des gewohnten „Mister“ anreden, lässt bei den Dialogen ein klein wenig Karl-May-Feeling entstehen. Ansonsten ist der Band auch im Vergleich zu dem zuletzt doch arg konfusen „Jeremiah“ eine gelungene, runde Sache. (bw)

Duke, Band 5: Ein Pistolero wirst Du sein
Text: Yves H.
Bilder: Hermann
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Erko Verlag
14,95 Euro

ISBN: 978-961-7081-67-1

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